Sie mag Hühnermägen. Sie liebt Schweinsohren. Sie ist auch dem Herzen gar nicht abgeneigt. Und damit ihre Wunderbarkeit nicht kitschig wird: Sie isst trotzdem nicht alles. Nämlich nichts Rosiges, gar Rohes oder Blutiges. Der Knappenhof, sein freundliches Personal und sein Küchenchef sind also nicht zur Verantwortung zu ziehen.

Schon weil ich nicht weiß, ob ich nicht zu sehr genuschelt habe, als ich zu unserem "Candle-Light-Dinner"-Menü (aus einem Herbstangebot des schmucken Landhotels an der Rax) anmerkte: Ich finde rosa gebratenes Beiried ja super, aber die Wunderbare hätt's lieber durchgebraten. Die Differenzierung half mir nichts. Ganze Männer machen ja halbe-halbe. Insofern ist Dieter Breitenecker ein ganzer Mann. Und die Schnitte vom Hochlandrind kam halbiert und damit für die Wunderbare wie mich alles andere als rosig auf den Tisch. Ihr hat das ja gut gefallen. Mir übrigens sonst auch.

Leberpudding meiner Träume

Schon ein bisschen enttäuscht hat mich, dass just jenes Gericht aus war, das mich zuallererst nach Reichenau an der Rax gezogen hatte: Breiteneckers Kalbsleberpudding. Ich hatte schon bei der Reservierung danach gefragt. War auf das Schlimmste also vorbereitet: Derzeit nicht auf der Karte. Wäre da nicht der typisch österreichische Nachsatz gewesen: Aber schauen wir einmal. Allein: Es gab nichts zu sehen und schon gar nicht zu kosten vom Leberpudding meiner Träume.

Dafür sonst einige sehr schöne Entdeckungen. Zum Beispiel: Die Rax über den Törlweg bei brüllender Oktoberhitze ist definitiv kein Mailüfterl. Einer der schönsten Zwiebelrostbraten meines Lebens gibt dafür Kraft. Und ein gut meterbreites Fensterbrett kann aufregende Perspektiven auf die Rax eröffnen.

Und bevor wir uns jetzt dem schönen Zwiebelrostbraten widmen, soweit man seine Schönheit auf meinen Bildern erahnen kann, noch ein Warnhinweis: Bis 8. Dezember hat der Knappenhof Betriebsferien. Also nicht gleich losfahren. Ich hingegen bin praktisch schon wieder unterwegs in die Richtung und noch ein bisschen weiter. Seit mir binnen drei Tagen gleich mehrere große Esser/innen einen Ausflug ins Steirische sehr nahe gelegt haben. Ich würde sagen: Bleiben Sie dran.

Knappenhof bei Kaiserwetter Ende Oktober - mein Lieblingsfenster, wiewohl gar nicht panoramisch, geht links hinaus.

Für zwei Übernachtungen plus einmal drei und einmal vier Gänge, alles mal zwei: 380 Euro. Ein Kalbswiener steht mit 16,80 in der Karte, ein Kalbsrahmbeuschel mit 9,80.

Foto: Harald Fidler

Gut sortiert: Krickerl über dem Speisezimmer.

Foto: Harald Fidler

Eine sehr kräftige, sehr gute Grießnockerlsuppe für die Wunderbare...

Foto: Harald Fidler

...und ein sehr anständiges Forellentatar für mich.

Foto: Harald Fidler

Ihren Saiblingsstrudel "mit Kürbis-Erdäpfelmelange" fand ich gut, aber nicht aufregend, meinen...

Foto: Harald Fidler

...Rostbraten auf Zwiebelgröstl einen der besten seiner Art.

Foto: Harald Fidler

Sehr überraschend für mich: Ihr war das Zwetschkensorbet zu den Mohnnudeln - wohl auch wegen des Spiegels - fast ein bisserl zu süß.

Foto: Harald Fidler

Ich (noch immer weitestgehender, aber auch langsam einlenkender) Süßverweigerer fand das Sorbet solo sehr, sehr, sehr gut und erfrischend.

Foto: Harald Fidler

Nach einem Aufstieg auf die Rax (und einem recht anständigen Wildragout vor dem Otto-Schutzhaus) gerade üppig und recht: Wildpastete mit Sauce Cumberland. Ich übernahm zwei Portionen, die Wunderbare ist lieber selber wild.

 

Foto: Harald Fidler

Die Zwiebel-Räucherfischsuppe mit Pilzen fanden wir wieder beide kräftig und gut.

Foto: Harald Fidler

Ich gebe zu: Schneeberglandrindsbeiried war selbst für die Wunderbare (und also auch mich) durchgebraten gar nicht übel auf seinem Röstgemüse. Aber halt keine artgerechte Haltung, meine Liebe!

Foto: Harald Fidler

Und das Hollerflammerie mit Zimtäpfeln - ließ mich wieder ein kleines Stückchen mehr an meiner Dessertverweigerung zweifeln. Ich fuhr fürs Erste ohne die Wunderbare ins Piemont, um diesen Punkt noch ein bisschen zu überdenken. Und ein bisschen rohes Fleisch nachzutanken - wie treue Schmeck's-Besucherinnen und -Besucher natürlich längst wissen. Aber erst geht's demnächst ins Steirische. Vielleicht fahr ich auf dem Weg einen Sprung in Reichenau vorbei - womöglich gibt's ja den Leberpudding doch noch einmal für nichtprofessionelle Esser wie mich. (Harald Fidler, derStandard.at, 26.11.2013)

Schmeck's ist keine professionelle Lokalkritik. Harald Fidler und Freunde schildern hier ihre Erlebnisse beim Essen und Trinken. Als Dilettanten im Wortsinn: Laien, Amateure, Nichtfachleute, die eine Sache um ihrer selbst willen ausüben - also zum reinen Vergnügen. Was nicht immer gelingt.

Foto: Harald Fidler