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"Pferde in Landschaft" von Franz Marc.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

In der Aufregung um den gigantischen Schatz, den Kunsthändler Hildebrand Gurlitt und sein Sohn Constantin auf so fragwürdige Art gehortet haben, scheint ein Aspekt gar kurz gekommen zu sein: die Freude, dass diese von Hitler als entartet verleumdeten Werke der Vernichtung entgangen sind, dass sie die Barbarei überlebt haben und über die Zeiten hinweg wirken können.

Wenn es um Raubkunst und Restitution geht, wird die Kunst allzu oft auf ihren nationalen Prestigewert reduziert - oder gar auf das, was die Nachfahren der Opfer heute dafür erlösen können. Da tut es gut, innezuhalten und die wundersamen Wege zu reflektieren, auf denen Glück und Zufall sich bewegen. Und sich der ganz eigenen Macht gewahr zu werden, die gute Kunst auf uns und unsere Anschauung der Wirklichkeit auszuüben vermag.

Denn das ist es, was - auch wenn's hehr klingt - das eigentlich Fantastische ist: So fragil die Kunst im Einzelnen erscheinen mag, so stark erweisen sich auf lange Sicht die Ideale, für die sie steht.

Für den Künstler ist sein Werk immer auch eine Projektion in die Zukunft, eine Wette auf die Ewigkeit. Und für viele Künstler, deren Werke jetzt wieder aufgetaucht sind, waren sie die einzige Möglichkeit, um das letzte Wort vielleicht doch nicht der Barbarei überlassen zu müssen. Mit dem Fund in Deutschland sind manche dieser verzweifelten Versuche auf grandiose Art geglückt. (Severin Corti, DER STANDARD, 11.11.2013)