Wien - Die Sanierungsrate in Österreich liegt nach wie vor bei unter einem Prozent. Um die EU-2020-Ziele zu erreichen, muss sie auf drei Prozent angehoben werden. Experten weisen darauf seit vielen Jahren hin, der zweite "Sanierungstag" der Bundes-Architektenkammer (bAIK) und des WKÖ-Fachverbands Steine-Keramik, der am vergangenen Dienstag in Wien stattfand, war dabei keine Ausnahme.

Architektin Ursula Schneider vom bAIK-Ausschuss "Nachhaltiges Bauen" und Fachverbandsobmann Robert Schmid präsentierten dabei einen sieben Punkte umfassenden Forderungskatalog an die nächste Regierung. Mit dessen Umsetzung könne es gelingen, die Emissionen beim Altbestand bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren; eine Vorgabe, die die beiden angesichts langfristiger EU-Ziele, was die Emissionsreduktion im Gebäudebereich bis 2050 betrifft, für unabdingbar halten. Sowohl Schneider und Schmid als auch Johannes Wahlmüller von Global 2000 fordern diesbezüglich, Sanierungen auf Niedrigstenergie- oder gleich Passivhausstandard zu forcieren. Denn, so Wahlmüller: "Der Großteil der Gebäude, mit denen wir es 2050 zu tun haben werden, steht bereits."

Mehr Architekturpreise

Neben einer Verdoppelung der öffentlichen Finanzierung und diversen wohnrechtlichen Maßnahmen findet sich in dem Forderungskatalog auch der Punkt "Schaffung baukultureller Leitbilder". "Baukulturelle Aspekte sollten in Sanierungsausschreibungen integriert werden", so Schneider; Best-Practice-Beispiele sollten außerdem öfters mit Preisen ausgezeichnet werden. Der alle zwei Jahre verliehene "Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit" und der jährliche ETHOUSE Award, der in Kürze zum sechsten Mal von der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme vergeben wird, seien eindeutig zu wenig.

Was die Forderung nach mehr staatlicher Unterstützung betrifft, ist natürlich angesichts klammer Budgets vieles fraglich. Zunächst dürfte immerhin die "Sanierungsscheck"-Aktion des Bundes verlängert werden. Im Rahmenfinanzplan sollen zumindest bis 2016 jährlich 100 Millionen Euro dafür reserviert sein, heißt es.

Aktuell werde bereits die Neuauflage 2014 vorbereitet, sagte Andreas Sommer, Sektionschef im Wirtschaftsministerium. Bisher wurden in 48.000 Einfamilienhäusern sowie (ab 2012) in 22.000 Geschoßwohnungen Sanierungsmaßnahmen vorgenommen, die ausgeschütteten 298 Millionen Euro lösten Gesamtinvestitionen von 2,4 Milliarden Euro aus. Für das kommende Jahr zeichnet sich eine Ausweitung in Richtung Seniorenförderung für Umbauten im Sinne des altersgerechten bzw. barrierefreien Wohnens ab. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 9.11.2013)