Papst Franziskus hat einen Fragebogen ausgesandt, den man so interpretieren könnte, dass der Heilige Vater die Wirklichkeit erfahren will, was das sexuelle und familiäre Zusammenleben der Katholiken betrifft. Lieb daran ist die etwas altvaterische Formulierung. So lautet eine wichtige Frage (vordergründig an die Bischöfe gestellt, die das dann erheben müssen): "Ist das Zusammenleben ad experimentum in der Ortskirche eine relevante pastorale Wirklichkeit? Welchen Prozentsatz macht es schätzungsweise aus?"

Österreichische Familien "ad experimentum", also Lebensgemeinschaften mit mindestens einem Kind, gibt es laut Statistik Austria rund 150.000. Der Prozentsatz ist von 2,7 Prozent im Jahr 1971 auf 13,9 Prozent 2013 angestiegen. Außerdem gibt es rund 290.000 Einelternfamilien mit Kindern aller Altersstufen. Natürlich sind das nicht alle Katholiken, aber ein Trend ist erkennbar.

Ganz abgesehen von "noch nie da gewesenen Problematiken", wie z. B. auch "Verbindungen von Personen desselben Geschlechts, denen nicht selten die Adoption von Kindern gewährt wird ... konfessionsverschiedene Ehen, Familien mit nur einem Elternteil, Polygamie, arrangierte Ehen, das Kastensystem, die Kultur des nicht verpflichtenden Ehebandes, Formen des der Kirche feindlich gesinnten Feminismus und Leihmütterschaft".

Da haben die Ortskirchen ganz schön was zu erheben. (DER STANDARD, 9.11.2013)