Nicht alles, was Passivhaus heißt, ist auch ein Passivhaus (Bild: Eurogate in Wien).

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Wien – Das Passivhaus sei zu teuer, weil die Mehrkosten beim Bau durch Einsparungen im Betrieb nicht wettgemacht werden können — darauf weisen die Gemeinnützigen, allen voran Obmann Karl Wurm, schon seit längerer Zeit hin. Ein gut gebautes Niedrigenergiehaus mit einem Heizwärmebedarf zwischen 30 und 40 kWh/m²/Jahr sei das kosteneffizienteste, das zeige nun auch die hauseigene Studie "Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit", die Wurm in dieser Woche präsentierte.

Tatsächlich erreichte Einsparungen seien aufgrund verschiedener Faktoren meist geringer als berechnet; dazu zähle auch der sogenannte "Prebound-Effekt", wonach Bewohner in energieeffizienten Häusern sorgloser mit Energie umgehen würden. Wurm plädiert deshalb für eine Rücknahme geltender Standards.

"Moratorium verhängen"

"Wenn diese Exzesse weitergehen, können wir unserer sozialen Verantwortung in Richtung 'leistbares Wohnen' nicht mehr nachkommen", warnte Wurm in einem Pressegespräch vor Überlegungen für "Nearly-Zero-Energy-Buildings". Ehe man ein "Wunschkonzert" spiele, solle man hier einmal ein "Moratorium" verhängen und künftige Energiesparpotenziale nicht mehr nur theoretisch festlegen, sondern realistische Verbrauchszahlen heranziehen. Der Klimaschutz im Wohnbau sei den Gemeinnützigen Bauvereinigungen zwar wichtig, weil er auch Erfolge zeitige - "doch die haben auch ihren Preis. Das wurde bisher ausgeblendet."

Niedrigstenergie- bzw. Passivhäuser sind laut Studie um rund sieben Prozent teurer als "WBF 2010"-Objekte, was Baukosten und Nebenkosten betrifft. Absolut bedeutet dies einen Unterschied von rund 110 Euro pro Quadratmeter, bezogen auf durchschnittliche Kosten der ab 2005 fertiggestellten Bauten von 1.689 Euro/m² Wohnnutzfläche. Eine 70 m² große Wohnung wäre also um rund 7.700 Euro teurer. Die Mehrkosten ergeben sich aus Lüftungsanlagen inkl. Wärmetauschern (35-80 Euro/m² Wohnnutzfläche), 3-fach-Verglasung der Fenster (15-20 Euro/m²), besserer Isolierung und höheren Dämmstärken (bis zu 50 Euro/m² WNF).

An der Untersuchung haben sich 52 der 190 gemeinnützigen Bauvereinigungen mit 321 Objekten bzw. 14.220 Wohnungen aus acht Bundesländern beteiligt. Über- bzw. Unterrepräsentierungen wurden nachträglich in der Gewichtung korrigiert.

"Keine Passivhäuser"

Für "Passivhaus Austria"-Geschäftsführer Günter Lang beweist die Studie aber rein gar nichts: Die dafür herangezogenen Passivhäuser seien oft gar keine, weil sie nur geplante Passivhäuser seien, mit massiven Mängeln in der baulichen Umsetzung wie fehlender Außenjalousien etc. Er warf den Gemeinnützigen sogar "Manipulation" vor.

Christian Krainer, Geschäftsführer des steirischen Wohnbauträgers ÖWG und Vorsitzender des technischen Ausschusses des Verbands Gemeinnütziger Bauvereinigungen (gbv) will nun den ultimativen Beweis antreten: Er will in Graz zwei idente Häuser bauen, "einmal nur nach Bauordnung, einmal nach (strengerer) Wohnbauförderung". (mapu, APA, derStandard.at, 7.11.2013)