RONDO befragte zehn Topdesigner, wie ihre Entwürfe von der Natur beeinflusst werden.

>> Zum Artikel: "Das ist doch ganz natürlich!"

Zaha Hadid, London

"Unsere Experimente bezüglich der immer komplexer werdenden fließenden Formen in Architektur und Design führten uns zu verschiedenen Systemen der Natur. Dies wird auch beim 'Liquid Glacial'-Tisch sichtbar. Ich habe mich immer für das Konzept des Fließenden interessiert. Wir versuchen es für Design, Material und auch in Sachen Fertigungstechniken zu nutzen und erzielen immer noch tollere Ergebnisse."

www.zaha-hadid.com

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Matteo Thun, Mailand

"Die Natur hat mich schon immer fasziniert. Sie beeinflusst meine Arbeit in allen Bereichen, weil sie es uns ermöglicht, wirklich nachhaltige

Lösungen zu finden. Besonders gern arbeiten wir mit Holz, es ist das einzige nachwachsende Baumaterial. Die Lampe 'Arba' zum Beispiel besteht aus einheimischem Ahorn. Das Holz filtert das eher kühle Licht der energiesparenden Fluoreszenzlampe in ein warmes und dennoch kraftvolles, behagliches Licht. Die Leuchte wurde mit dem Green Good

Design Award 2010 ausgezeichnet."

www.matteothun.com

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Philippe Starck, Paris

"Ich bin sehr stark von 'uns selbst' beeinflusst, von der schönen und poetischen Geschichte unserer Evolution.

Wir sind alle Mutanten, Teil von etwas Fortlaufendem. Dies ist die poetischste und inspirierendste Sache überhaupt. Meine 'Organic'-Armaturen-Kollektion für Axor ist so entworfen, dass sie dabei hilft, Wasser zu sparen. Das Design, das auf Formen der Pflanzenwelt, aber auch auf jenen des menschlichen Körpers beruht, soll an den Zusammenhang zwischen uns und der Notwendigkeit, Wasser zu sparen, erinnern."

www.starck.com

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Ronan & Erwan Bouroullec, Paris

"Wir haben nicht das Gefühl, als gäbe es eine bestimmte Ordnung bezüglich der Dinge, die uns inspirieren. Inspiration entsteht aus der Beobachtung der Dinge und Menschen rund um uns. Klar gibt es auch Bezüge zur Natur, das sieht man schon an den Namen unserer Produkte, zum Beispiel 'Algues', 'Clouds' etc. Aber die meisten Formen sind zuerst von einem konstruktiven Gedanken geprägt, mehr als von einem formalen Statement. Nehmen wir zum Beispiel den Raumtrenner 'Clouds'. Wir versuchten etwas technisch Neues zu erfinden, eine Objektgattung besser zu gestalten.

Am Ende kann man natürlich auch etwas von der Natur Inspiriertes erkennen. Aber das Ergebnis resultiert aus der Suche nach Antworten, wie man einen Raumtrenner besser gestalten kann. Der Bezug zur Natur ist keineswegs bewusst oder vordergründig, aber dann halt doch sichtbar."

www.bouroullec.com

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Front, Stockholm

"Dinge, die zufällig passieren, bringen immer auch Prozesse ins Rollen, vor allem jene, die in der Natur geschehen. Bei unseren frühen Arbeiten haben wir Tiere in unsere Entwurfsarbeit miteinbezogen. Ratten haben zum

Beispiel durch die Art, wie sie nagen, das Design einer Tapete bestimmt. Wir haben die Flugbahnen von Motten studiert und aus diesen Kurven einen Lampenschirm entwickelt. Das Sofa von Moroso sieht aus, als wäre es aus Holz, aber es ist nur der Aufdruck, der diesen Eindruck erzeugt."

www.frontdesign.se

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Ross Lovegrove, London

"Die Natur ist eine evolutionäre Kraft, die sich anpasst und auf atmosphärische Bedingungen reagiert. Ich habe schon als Kind zu manchen von Darwins Sätzen eine gewisse Nähe verspürt. In meinen Entwürfen, so auch beim 'Go Chair', geht es mir unter anderem um ein Zusammenführen von Biomorphismus und rein ökonomischem, auf Materialkunde beruhendem Design, weiters um eine Form von Logik und Schönheit."

www.rosslovegrove.com

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Marc Newson, London

"Ich war immer von der Natur und organischen Strukturen inspiriert, zum Beispiel von Radiolarien, mikroskopisch kleinen Wassertieren, die in meinen Nike-Turnschuhen 'Zvezdochka' wiederzuerkennen sind.

Bei einem Regal namens 'Voronoi' haben mich mathematische Formeln beeinflusst, mit welchen viele natürliche Strukturen erklärbar sind. Es ist extrem komplex, diese Dinge in einen Designprozess umzusetzen, da die Natur in ihren Entwicklungen Millionen von Schritten geht."

www.marc-newson.com

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Jasper Morrison, London

"Ich kann nicht sagen, dass ich in der Regel von der Natur inspiriert bin, aber als ich vor nicht allzu langer Zeit damit begann, einige Pflanzen auf meiner Dachterrasse in Tokio zu ziehen, begann auch mein Interesse für dieses Thema zu wachsen. Die Form des gusseisernen Teeservice 'Oigen' war nicht bewusst von dieser Neugierde beeinflusst, aber wenn ich mir die Objekte jetzt anschaue, dann denke ich schon, dass sie mich daran erinnern, wie die Pflänzchen auf dem Dach ihre ersten Blätter bekamen."

www.jaspermorrison.com

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Inga Sempé, Paris

"Meine Inspiration kommt meistens von Dingen, die bereits für Menschen erschaffen oder gezeichnet wurden. Aber wenn ich mein Container-System 'Brosse' anschaue, dann sehe ich schon einen Link zum Verhältnis zu unserem Körper, zu Haaren und zu Schönheit. Das Ding ist seit zehn Jahren in Produktion, manche lieben es und andere hassen es, gerade weil es so nahe am menschlichen Körper ist.

Dabei war die Idee hinter dem Objekt eine ganz andere. Ich suchte nach einer Möglichkeit, den Kasten gleichzeitig geöffnet und geschlossen erscheinen zu lassen. Die fand ich in diesen Kunstfasern, die uns an Haare erinnern."

www.ingasempe.fr

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Fernando & Humberto Campana, São Paulo

"Wir haben schon als Kinder viel Zeit in der Natur verbracht. Um unser Haus gab es Obstbäume, Bäche, Wasserfälle etc. In dieser Welt haben wir Dinge nachgebaut, die wir in Kinofilmen gesehen haben, zum Beispiel aus Bambus.

Für unser bisher größtes Landschaftsprojekt haben wir eine Kathedrale aus Bambus angelegt. Wenn Bambus wächst, biegt er sich. Dadurch entsteht eine Art Dach, das dem Besucher Schutz gibt. Unsere Bambuskathedrale misst 35 Meter im Durchmesser und wird von kleinen Mäuerchen aus Stein umgeben, die auch als Sitzbänke fungieren."

www.campanas.com.br

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