Alles wie im Paradies"' hatte Avigdor Lieberman immer geantwortet, wenn er nach den Polizeiverhören gefragt wurde, wie es ihm gehe. Aber selbst für den betont gelassenen Kraftlackel waren 17 Jahre Ermittlungen eine schwere Belastung.

Nach dem Freispruch kehrt er selbstbewusster denn je in seine frühere Machtposition zurück. Nur seinetwegen wurde einem Land in einer international so schwierigen Position wie Israel auferlegt, fast ein Jahr ohne Außenminister auszukommen.

Freilich, nun kehrt ein Mann in das Amt zurück, der schon allein wegen seines polternden, undiplomatischen Stils dafür ungeeignet ist und dem Image seines Landes sicher mehr schadet als nützt. Auf die Verhandlungen mit den Palästinensern wiederum, bei denen offenbar ohnehin nichts weitergeht, dürfte die Rückkehr wenig Einfluss haben. Denn Lieberman wird in die Gespräche nicht eingebunden sein. Zudem lehnt er einen Palästinenserstaat nicht grundsätzlich ab und ist damit relativ kompromissbereiter als andere im rechten Koalitionsflügel.

Premier Benjamin Netanjahu seinerseits wird nicht so recht wissen, ob er sich über den Freispruch freuen soll. Einerseits wird Lieberman ihn kurzfristig unterstützen, und die Koalition bleibt vorläufig stabil. Andererseits hat Netanjahu nun langfristig im rechten Lager einen noch bedrohlicheren Rivalen. (DER STANDARD, 7.11.2013)