Man hat aus Belgrad an die Serben im Nordkosovo appelliert, an den Kommunalwahlen teilzunehmen; hat sie unter Druck gesetzt; mit Strafmaßnahmen gedroht. Es hat nichts genutzt: Ihre Wahlbeteiligung war so gering, dass in den mehrheitlich von Serben bewohnten Gemeinden ein Albaner Bürgermeister werden könnte.

Die serbische Regierung fordert nun die Wiederholung des Urnengangs. Begründung: Unregelmäßigkeiten, gewalttätige Übergriffe serbischer Extremisten auf Wahllokale, die vorzeitig geschlossen werden mussten; außerdem "schlechte Organisation" kosovarischer Institutionen und weil die OSZE-Beobachter und die Kosovo-Polizei "tatenlos zuschauten".

"Bloß für 45 Minuten"

Sonntagnachmittag – die Wahlbeteiligung unter den Serben betrug nur wenige Prozent und serbische Wahlgegner umzingelten die Wahllokale in Nordmitrovica, gleichzeitig zeichnete sich ein Fiasko der Politik Belgrads ab – forderte Serbiens Vizepremier Aleksandar Vučić, "bloß für 45 Minuten die serbische Polizei in den Kosovo reinzulassen, um Ordnung zu schaffen". Es war ein Ausdruck völliger Hilflosigkeit.

Der Wahlboykott im Nordkosovo gilt als Riss in der autoritären Politik Belgrads. Vergebens beklagt sich Premier Ivica Dačić, "Hashim Thaçi und allen Gegnern Serbiens" sei zum Sieg verholfen worden. Selbst wenn die Wahlen teilweise wiederholt werden, wäre das Ergebnis ungewiss. Die Serben im Nordkosovo sind außer Kontrolle geraten; nicht zuletzt wegen der jahrelangen Politik der Ex-Ultranationalisten, die heute als Pro-Europäer in Serbien an der Macht sind und wegen der EU-Zukunft Serbiens einen Kompromiss mit Prishtina anstreben. (Andrej Ivanji aus Belgrad /DER STANDARD, 5.11.2013)