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OSZE-Wahlbeobachter verlassen nach einem Angriff von serbischen Extremisten das Wahllokal.

Foto: EPA/Savic

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Sicherheitskräfte der Eulex erreichen eines der angegriffenen Wahllokale.

Foto: AP/Zveki

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Graffito in Mitrovica.

Foto: Reuters/Djurica

Mitrovica – Die Wahl war fast zu Ende, da stürmten maskierte Männer von der "Boykott-Bewegung" um etwa 17 Uhr am Sonntagnachmittag die Schule Sveti Sava in Nordmitrovica. Sie drangen in das Wahlzentrum ein und zerstörten die Wahlurnen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Doch die serbischen Extremisten stürmten noch zwei weitere Wahlzentren in Nordmitrovica und zogen dann weiter in die Gemeinde Zvečan. Dort bewarfen sie die Beamten der EU-Mission Eulex mit Steinen. Die Internationale Gemeinschaft versuchte, ihre Leute aus dem Nordkosovo zu evakuieren.

Das wichtigste Projekt des EU-geführten Dialogs zwischen Serbien und dem Kosovo, die Lokalwahlen, mit denen die serbische Gemeinschaft im Nordkosovo in den kosovarischen Staat integriert werden sollte, scheint damit gescheitert. Am Sonntagabend wurden politische Gespräche darüber geführt, die Wahlen im Norden zu annullieren. Denn die gestürmten Wahlzentren umfassen einen großen Teil der Wahllokale im Norden. Diplomaten monierten, dass die Wahlen dort von Beginn an irregulär verlaufen wären, weil Extremisten bereits in der Früh versucht hätten, die Wähler einzuschüchtern, indem sie sie etwa filmten. Sie riefen "Shiptari, Shiptari" und bezeichneten damit jene Serben, die wählen gingen, in einer abwertenden Form als "Albaner" – indirekt als "Verräter".

Kritik an Polizei

Für Unverständnis sorgte der Umstand, dass die Wahllokale nicht ausreichend von der Kosovo-Polizei gesichert wurden und die Beamten nicht eingriffen. Auch Eulex wurde dafür kritisiert, nicht für ausreichenden Schutz gesorgt zu haben, zumal allen bewusst gewesen sein musste, dass Extremisten versuchen würden, die Wahlen zum Scheitern zu bringen. Lokale serbische Politiker warnten schon seit Tagen davor, dass Wähler eingeschüchtert würden. Sie kritisierten, dass die Hintermänner der Störaktionen (die vor allem im Schmuggel aktiv sind) nicht verhaftet wurden.

Die kosovarische Wahlkommission hielt am Abend eine Dringlichkeitssitzung ab. Schließlich sollte es die erste kosovarische Lokalwahl sein, die die Regierung in Belgrad anerkennen wollte. Sie war das Herzstück des historischen April-Abkommens zur Integration des Nordens in den kosovarischen Staat. Die serbische Staatsspitze hatte die Kosovo-Serben zum Urnengang aufgerufen.

Zehn neue Bürgermeister

Am Montag gab die Wahlkommission bekannt, dass zehn kosovarische Gemeinden am Wahlsonntag einen neuen Bürgermeister bekommen haben. In weiteren 25 Gemeinden wird es am 1. Dezember eine Bürgermeisterstichwahl geben. Zu den Ergebnissen in den nordkosovarischen Gemeinden, in denen es zu den Zwischenfällen gekommen ist, gab es vorerst keine Angaben. (Adelheid Wölfl/APA, DER STANDARD, 4.11.2013)