Agrarökologin Bea Maas bei der Arbeit auf Sulawesi.

Foto: Universität Göttingen

Göttingen/Makassar - Die Anwesenheit von Vögeln und Fledermäusen auf Kakaoplantagen hat positive Auswirkungen auf den Ernteertrag. Das haben Wissenschaftler der Universität Göttingen in einem groß angelegten Freilandexperiment auf der indonesischen Insel Sulawesi herausgefunden.

In einem der größten Kakaoanbaugebiete der Welt hinderten die Göttinger Agrarökologen in einem Experiment Vögel und Fledermäuse am Zugang zu bestimmten Kakaobäumen. Über einen Zeitraum von 15 Monaten untersuchten sie unter diesen Bedingungen die Entwicklung von Schädlingskulturen und das Wachstum der Kakaopflanzen. Durch die Abwesenheit der natürlichen Schädlingsbekämpfer stieg die Zahl der Insekten drastisch, die betroffenen Bäume warfen bis zu 31 Prozent weniger Ertrag ab, berichten die Forscher. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift "Ecology Letters" veröffentlicht.

Plädoyer für nachhaltige Bewirtschaftung

Die natürliche Schädlingskontrolle sei besonders in den tropischen Regionen, die zu den artenreichsten der Welt zählen, ein bislang unterschätzter Regulierungsmechanismus für die Landwirtschaft, so die Ökologen. Zunehmender Bedarf an Landnutzung sei die Hauptursache für den Rückgang dieser artenreichen und natürlichen Lebensräume. "Wir benötigen deshalb dringend alternative Ansätze und ein verbessertes Management, um diese Agrarlandschaften effektiver und nachhaltiger bewirtschaften zu können", erklärt die Göttinger Agrarökologin Bea Maas. "Die Anwesenheit von Vögeln und Fledermäusen erbrachte den Kleinbauern Ertragssteigerungen im Wert von 730 US-Dollar pro Jahr und Hektar Anbaufläche. Durch gezieltes Management ließe sich dieser Effekt sicher noch steigern."

Die Wissenschafter fordern deshalb Landnutzungsmaßnahmen, die zu einer höheren strukturellen Vielfalt in den Anbaugebieten beitragen. "Eine bessere Verteilung und Auswahl von Schattenbäumen, die im Kakaoanbau unerlässlich sind, würde zu einem verbesserten Angebot von Nistplätzen und Nahrung für Vögel und Fledermäuse beitragen", erläutert Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. Die landwirtschaftliche Rücksichtnahme auf die natürliche Schädlingskontrolle durch Vögel und Fledermäuse käme den Kleinbauern zugute und würde gleichzeitig zum Schutz der Artenvielfalt beitragen, so Tscharntke. (red, derStandard.at, 3.11.2013)