Oberösterreichs Landespatron Florian wird gerne als Schutzheiliger gegen Feuersbrünste angerufen. Gern versehen mit der Anregung, doch lieber das Haus des Nachbarn anzuzünden. Ein wenig fühlt man sich beim derzeitigen Gerangel um das Schicksal der "Votivkirchen-Flüchtlinge" an diesen Ansatz erinnert.

Im August, als die Männer in kirchlicher Obhut waren, hat das Rektorat der Akademie der bildenden Künste noch eine Solidaritätsadresse unterzeichnet, in der die Forderung nach freier Wahl des Aufenthaltsortes unterstützt wird. Nachdem die Wahl aufs eigene Haus gefallen ist, ist man schon weniger solidarisch. Mit dem Argument, es sei "keine Wohnstätte", fordert Rektorin Eva Blimlinger die Flüchtlinge zum Gehen auf.

Justamentstandpunkte

Dass in der Votivkirche die Infrastruktur im Gegensatz zu manchen deutschen Bischofsresidenzen auch nicht auf ortsüblichem Wohnniveau war, scheint damals keine so große Rolle gespielt zu haben.

Die ganze Sache zeigt überhaupt die Vertracktheit der Asyldebatte in Österreich mit ihren Justamentstandpunkten auf. Verfolgte in Lebensgefahr und solche, die auf ein (ökonomisch) besseres Leben hoffen, werden von beiden Seiten gerne in einen Topf geworfen.

Und die Vorschläge schwanken zwischen "Alle weg" und "Alle hier lassen". Das Florianiprinzip wenden dabei stets alle an - es soll jemand anderen treffen. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 4.11.2013)