Niamey/Vatikanstadt – Niger hat nach dem qualvollen Tod von 92 Flüchtlingen in der Wüste des Landes eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Am Freitag bekundete die Regierung in Niamey "tief berührt und betrübt den untröstlichen Familien ihr Beileid". Am Vortag war bekannt geworden, dass in der Sahara 52 Kinder, 33 Frauen und sieben Männer auf ihrer Flucht nach Algerien verdurstet waren. Im ganzen Land wehten die Flaggen am Freitag auf Halbmast.

Einer der 21 Überlebenden des Flüchtlingstrecks sagte einem Radiosender, dass sich die Gruppe wegen einer schlechten Ernte aus dem Süden des Niger in Richtung Algerien aufgemacht hatte. "Einer von uns sah, seine Frau und seine neun Kinder sterben", sagte der Mann namens Sadafiou.

Nach Lkw-Panne

Der Bürgermeister der nordnigrischen Stadt Agadez, Rhissa Feltou, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Flüchtlinge seien verdurstet, nachdem ihre beiden Lastwagen fast zeitgleich eine Panne hatten. "In der Wüste kennt der Durst kein Pardon", sagte Feltou. Selbst die Kräftigsten hielten nicht mehr als vier Tage ohne Wasser durch.

Papst Franziskus forderte am Freitag auf dem Petersplatz in Rom die Christenheit auf, für die toten Flüchtlinge zu beten. "Ganz besonders werde ich für unsere Brüder und Schwestern, beten, den Männern, Frauen und Kindern, die auf ihrer Suche nach besseren Lebensbedingungen an Hunger, Durst und Erschöpfung starben", sagte Franziskus vor dicht gedrängt stehenden Zuhörern.

Der Vorfall im Niger sticht wegen seiner hohen Opferzahl hervor in einem Herbst, der mit dutzenden Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer bereits reich an ähnlichen Unglücken war. Anfang Oktober waren vor der italienischen Insel Lampedusa mindestens 360 Menschen ertrunken. Der Andrang von Asylsuchenden aus Afrika und dem Mittleren Osten hat seitdem nicht nachgelassen. (APA, 1.11.2013)