Enthüllungen und kein Ende: Die von US-Informant Edward Snowden ins Rollen gebrachte Affäre über die weltumspannende Spionage des US-Geheimdiensts NSA und seiner Partner sorgt schon seit Monaten für helle Aufregung. Die "Washington Post" berichtete nun unter Berufung auf Dokumente aus dem Besitz Snowdens über das Spionageprogramm "Muscular". Es ist nur eines von vielen, die auf diesem Weg bekannt wurden. Ein kleines Lexikon der Späh-Affäre:

"Prism":

Das ist der Name eines Programms des US-Geheimdiensts NSA, das als erstes enthüllt wurde und dadurch zu einer Art Synonym für den gesamten Skandal wurde. Es zielt auf die Serverdaten großer Internetkonzerne und sozialer Netzwerke wie Microsoft, Google, Facebook oder AOL. Nach den bisher bekannten Informationen funktioniert "Prism" wohl wie eine automatische Schnittstelle, über welche die NSA die auf deren Servern in den USA gespeicherte Nutzerdaten anfordern kann, wenn entsprechende Beschlüsse geheim tagender US-Gerichte vorliegen. Diese erlauben aber womöglich eine pauschale Dauer-Überwachung.

"Muscular":

Bei dem nun enthüllten Programm "Muscular" geht es den bisher vorliegenden Berichten zufolge um das wahllose Abfangen der Datenströme aus Glasfaserkabeln zwischen den Rechenzentren der Internetkonzerne Google und Yahoo durch die NSA und ihren britischen Partnerdienst GCHQ. Google betreibt weltweit 13 dieser Anlagen, auf denen die Daten von Nutzern und deren Informationsströme verwaltet werden. Die Zentren tauschen ständig gigantische Datenmengen untereinander aus. NSA und GCHQ haben sich angeblich heimlich Zugang zu den Verbindungskabeln verschafft und kopieren Massen unverschlüsselter Daten.

"Tempora":

Schon lange vor "Muscular" wurde das ähnlich arbeitende Programm "Tempora" öffentlich bekannt. Mit ihm greift der britische Dienst GCHQ angeblich auf Daten aus internationalen Seekabeln zu. Durch diese fließt der größte Teil der globalen Kommunikation. "Tempora" erlaubt es angeblich, sämtliche Daten aus den Kabeln ungefiltert abzuzweigen und in gigantischen Pufferspeichern zu sammeln. Mit geeigneter Software kann der GCHQ aus diesen Daten Nachrichten von Verdächtigen heraussuchen oder die Stimmen von Gesuchten identifizieren.

"XKeyscore":

Der Deckname bezeichnet ein weiteres IT-Programm der NSA. Nach bisherigen Informationen handelt es sich um eine interne Analyse- und Datenbanksoftware, mit der unter anderem auffällige Kommunikationsmuster erkannt werden sollen. "XKeyscore" hat demzufolge Zugriff auf die durch andere Programme wie "Muscular" oder "Tempora" gesammelten Informationen und verknüpft alles von Email-Adressen über Telefonnummern bis hin zu den Begriffen, die eine Person in eine Google-Suche eingegeben hat. So könnte es Verknüpfungen finden, die geheimdienstlich interessant sind - etwa solche, die auf Anschlagsplanungen hindeuten. (APA, 31.10. 2013)