Die Teamspieler twittern ihre Freude in die weite Welt hinaus, der Fußballbund (ÖFB) versendet Jubelmeldungen, und die Medien überschlagen sich förmlich mit Hurra-Schlagzeilen. Es ist eine typisch österreichische, eine, wenn man so will, Spindelegger'sche Freude. Alles bleibt, wie es gewesen ist, und darüber sind die Leute froh. Der Schweizer Marcel Koller hat als Teamchef verlängert – vorerst bis Ende 2015, aber mit Verlängerungsoption, falls sich das Team für die EM 2016 qualifiziert. Das könnte oder sollte übrigens durchaus zu schaffen sein, schließlich wird das EM-Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Mannschaften aufgestockt.

Koller wird sowieso praktisch alles zugetraut. Als er antrat, sind die Reaktionen noch ganz andere gewesen. Da fühlten sich etliche heimische Möchtegernteamchefs übergangen, da empörten sich diverse Chefkommentatoren im ORF und in (anderen) Boulevardmedien. Und die Fans empörten sich mit. Schließlich, so der einheitliche Tenor, hätte das Land doch selbst genügend Fachkräfte zu bieten. Dass diese Fachkräfte zuvor jahrelang wenig zusammengebracht hatten, wurde dabei geflissentlich übersehen. Die WM 1998 war die letzte, für die sich das ÖFB-Team qualifiziert hatte, und seine Leistung dort, in Frankreich, war eher bescheiden.

Für Koller spricht, dass er die Unkenrufer recht schnell zum Schweigen brachte. Sein professionelles Auftreten überzeugte auf dem Platz und abseits des Platzes. Da wie dort bekamen die Spieler, bekam aber auch die Öffentlichkeit sehr rasch mit, dass hier einer seinen Job macht, der sich darauf versteht. Koller konnte – mag sein, das war seine größte Tat – sogar ein Kaliber wie Marko Arnautovic bändigen, und daran waren zuvor schon etliche, auch durchaus namhafte Trainer kläglich gescheitert.

Die Latte in Österreich liegt nicht besonders hoch. Als Koller antrat, war vor allem seriöse und gelassene Arbeit gefragt, diesem Auftrag ist er zweifellos nachgekommen. Die Mannschaft, die er übernahm, hatte und hat Potenzial wie Perspektive, das kam ihm entgegen. So gut wie alle Teamspieler sind im Ausland engagiert und also wöchentlich in Spielen sowie täglich im Training gefordert. Koller ist freilich kein Wunderwuzzi, ein Wunderwuzzi hätte Österreich durchaus zur WM 2014 bringen können. Viel hat nicht gefehlt, das 0:0 in Kasachstan war klarerweise unnötig, letztlich standen vor allem einige Minuten im Auswärtsspiel in Schweden und ein gewisser Zlatan Ibrahimovic einer WM-Playoff-Teilnahme Österreichs im Wege.

Was die WM 2018 angeht, hat Uefa-Präsident Michel Platini kürzlich vorgeschlagen, das Teilnehmerfeld von 32 auf 40 Teams zu vergrößern. Sollte er dann noch ÖFB-Teamchef sein, könnte Marcel Koller davon noch profitieren. Dass er jetzt im Amt bleibt, ist eine Erfolgsmeldung auch deshalb, weil es im österreichischen Fußball ansonsten kaum Erfolgsmeldungen gibt. (Fritz Neumann, derStandard.at, 30.10.2013)