Durch verbesserte Pflegestandards, kürzere Wartezeiten und ein effektiveres Ressourcenmanagement könnten laut Bericht allein OECD-weit "ein Drittel der Todesfälle verhindert werden".

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Wien/Berlin - Frühere Diagnosen und bessere Behandlungsabläufe bei Krebs könnten jedes Jahr etwa 800.000 Menschen in Industrieländern das Leben retten. Das geht aus dem neuen Report "Cancer Care: assuring quality to improve survival" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der EU hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Zwar hätten sich die Überlebensraten bei Krebs in den vergangenen 20 Jahren in den meisten OECD-Ländern leicht verbessert, trotzdem sterben jährlich 7,6 Millionen Menschen weltweit an diesen Erkrankungen. Die Zahlen dürften weltweit aufgrund der demografischen Entwicklung weiter ansteigen - Prognosen zufolge werden es 2030 mehr als 13 Millionen Todesopfer sein.

"Die Mitgliedsstaaten bekämpfen das Krebsproblem nicht so gut, wie es eigentlich sein sollte. Durch verbesserte Pflegestandards, kürzere Wartezeiten und ein effektiveres Ressourcenmanagement könnten laut Bericht allein OECD-weit "ein Drittel der Todesfälle verhindert werden".

Deutliche Länderunterschiede

"Krebs bleibt eine große Herausforderung für alle OECD-Staaten. Jährlich werden mehr als fünf Millionen Erkrankungsfälle in den OECD-Ländern diagnostiziert - im Durchschnitt 261 Fälle pro 100.000 Einwohner, wobei ein Drittel der Sterblichkeit auf Krebserkrankungen entfällt. Betrachtet man die dadurch 'verlorenen' Lebensjahre, sind bösartige Tumorerkrankungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein größeres Problem als Herzinfarkte und Schlaganfälle", heißt es von Seiten der OECD.

Nach Meinung der Experten seien von Land zu Land deutliche Unterschiede zu konstatieren, was sich vor allem an den Überlebensraten festmachen ließe. Demnach sterben in Mexiko pro Jahr 84,9 Frauen und 100,6 Männer pro 100.000 Einwohner an Krebs. - Das Land belegt hier den besten Platz. In Ungarn - dem letztplatzierten Land - sind es 165,2 Frauen und 316,1 Männer je 100.000 Einwohner. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 124,1 Frauen und 208,2 Männer pro 100.000 Einwohner. Österreich befindet sich mit 118,2 Todesfällen pro 100.000 Frauen und 194,4 je 100.000 Männer und Jahr im besseren Mittelfeld - in etwa gleichauf mit Deutschland.

Eklatante Differenzen bei finanziellen Mitteln

In den USA überlebten im Zeitraum von 2004 bis 2009 beispielsweise 89 Prozent der Brustkrebspatientinnen mehr als fünf Jahre. Der Durchschnitt von 16 OECD-Staaten lag bei 84 Prozent. Österreich war in dieser Hinsicht mit 81 Prozent schlechter als der Durchschnitt.

Länderübergreifend werden laut Bericht angemessene finanzielle Mittel gefordert: Die Ausgaben pro Kopf reichen von 32 US-Dollar (23 Euro) pro Jahr und Einwohner in der Türkei bis zu 400 Dollar in den Vereinigten Staaten (290 Euro). Anteilig an den Gesamtgesundheitsausgaben schlagen Krebstherapie und -vorsorge mit drei bis sieben Prozent zu Buche.

Wesentlich ist laut OECD auch die Bereitstellung der notwendigen Kapazitäten für Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. "Weiterhin verweist der Bericht darauf, dass Krebsversorgung sowohl in Diagnose als auch in der Behandlung keiner Verzögerung gestattet. Zügige medizinische Maßnahmen sind ein Schlüssel zum Erfolg. Wichtig sei außerdem ein nationaler Plan zur Krebskontrolle", so die Autoren des Berichts. (APA/red, derStandard.at, 30.10.2013)