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Foto: APA/Bernd Thissen

Die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, einer meiner Favoriten im Turnus, weil nicht nur Krankheit, sondern eben Leben, Geburt, Neubeginn. Die Dienste immer anstrengend und immer aufregend.

Ich, Schulmedizinerin durch und durch - skeptisch, aber aufgeschlossen - hatte ein Diplom für Akupunktur erworben. Die Gyn kam mir da gerade recht, dort konnte ich mein neu erworbenes Wissen auch gleich an die Frau zu bringen.

Akupunktur in der Geburtsvorbereitung war auch damals schon gang und gäbe. Das Ziel dieser vorbereitenden Behandlung: Eine schnelle problemlose Öffnung des Muttermundes und damit verbunden eine Verkürzung der Eröffnungsphase, die sich wehenbedingt zumeist als der anstrengendste und schmerzvollste Teil einer Geburt erweist.

Albtraum schwache Wehen

Nicht immer hat die Akupunktur auch bewirkt, was im Vorfeld erhofft wurde. Und so ist mir der schlimmste Albtraum schwangerer präventiv akupunktierter Frauen auf der Gyn regelmäßig begegnet: Geburtsstillstand, die Wehen zu schwach, beim Muttermund tut sich so gut wie nichts und die Erschöpfung der Frauen ist absehbar.

Genau in dem Moment kam ich ins Spiel. Zu Beginn mehr ein Versuch, denn ein realistisches Ziel. Ich wollte effiziente Wehen auslösen und das ohne Prostaglandin- oder Oxytocininfusionen, dafür mit Hilfe der Akupunktur. Wie gesagt, ich war skeptisch, denn das mit der Akupunktur ist eben so eine Sache, mit der ich mir als Schulmediziner richtig schwer tat. Akupunktur lässt sich schwer messen. Was genau ich mit dem Setzen der Nadeln also tatsächlich bewirkte, waren keine objektivierbaren Parameter, sondern bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich subjektive Erfahrungswerte meiner Patienten.

Auf der Entbindungsstation war das anders. Ich akupunktierte und das CTG (Kardiotokografie, Anm.Red.) dokumentierte bereits Minuten später, was die Frauen auch deutlich zu spüren bekamen. Die Wehen wurden stärker, länger und die Frequenz höher - kurzum die Wehentätigkeit brachte die Geburt endlich in Gang.

Die Dankbarkeit der Frauen ist unvergessen und mein Verhältnis zur Akupunktur hat sich zumindest im Bereich der Geburtshilfe nachhaltig verändert. (Regina Walter, derStandard.at, 31.10.2013)