REM-Aufnahme der Mundöffnung einer Zecke.

Foto: Dania Richter

Berlin/Boston - Zecken dringen bekanntlich in die Haut ihrer Wirte ein und saugen sich dort fest, bis sie ihre Blutmahlzeit beendet haben. Dazu verwenden sie ihr Mundwerkzeug: Zuerst ritzen die Blutsauger mit ihren Kieferklauen die Haut an, um sich dann mit ihrem mit Widerhaken versehenen Hypostom fest zu verankern.

Forscher der Berliner Universitätsklinik Charite und der Harvard Universität haben diesen Prozess mit Film- und elektronenmikroskopischen Aufnahmen jetzt bei der bekanntesten Art der Schildzecken, dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), genau untersucht. Diese Zeckenart kann die Erreger der gefährlichen Lyme-Borreliose und das FSME-Virus übertragen. Die Wissenschafter stellten dabei fest, dass die Zecken mit brustschwimmartigen Bewegungen in die Haut eindringen und sich beinahe zeitgleich verankern. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Proceedings B" der britischen Royal Society.

Video: Dania Richter

Mehrminütiger Vorgang

Das Team hatte Zecken auf den Ohren betäubter Mäuse abgesetzt und dann beobachtet, wie sich die Spinnentiere durch die Haut bohrten und festzsetzten. Dabei entdeckten sie den Mechanismus, der an Brustschwimmen erinnert: Die Zecken ritzen die Haut mit ihren Kieferklauen an, bewegen diese dann wie beim Schwimmen um einzudringen und setzen sich schließlich mit dem Hypostom fest. Der gesamte Vorgang dauere meist mehrere Minuten.

"Die Zecke verbindet ihre Schwimmbewegungen mit der Verankerung im Wirt. Wir kennen keinen anderen Organismus, der diese beiden Prozesse so kombiniert", sagte die mittlerweile in Braunschweig arbeitende Biologin Dania Richter, die an den Forschungen federführend beteiligt war.

Anders als oft vermutet sei es nicht gefährlich, wenn beim Entfernen einer Zecke ein Stück in der Haut stecken bleibe. "Dabei bricht das Hypostom ab, davon geht aber keine Gefahr aus, weil dort keine Erreger vorhanden sind", sagte die Biologin. Bekannt sei, dass die Erreger der Lyme-Borreliose in den ersten 24 Stunden nach einem Zeckenbiss nur sehr selten übertragen werde. Borreliose könne somit meist vermieden werden, wenn der Körper regelmäßig abgesucht und etwaige Zecken schnellstmöglich entfernt würden. (APA/red, derStandard.at, 30.10.2013)