Aus Anlass des alljährlichen Amerikanischen Archiv-Monats (American Archive Month) hat die US-Raumfahrtbehörde NASA acht herausragende Bilder aus dem umfangreichen Datenschatz ihres Röntgenteleskops "Chandra" ausgesucht und der Öffentlichkeit vorgestellt. Das "Chandra Data Archive" (CDA), aus dem die Beispiele stammen, gewährt Forschern wie interessierten Laien gleichermaßen Zugriff auf die seit seinem Missionsbeginn vor 14 Jahren von "Chandra" gesammelten Daten und Aufnahmen. Die acht Bilder stehen repräsentativ für all diese Beobachtungen - und es ist das erste Mal, dass sie öffentlich vorgestellt wurden:

IC 1396A - Elefantenrüsselnebel

Trifft die Strahlung massereicher junger Sterne auf kühlere Gaswolken, kann dies die Entstehung neuer Generationen von Sternen auslösen. Ein derartiger Vorgang ist auf dieser Aufnahme des Elefantenrüsselnebels zu erkennen. Das Foto kombiniert Röntgen-Daten (violett) von "Chandra" mit optischen Bild-Daten (rot, grün und blau) und Infrarot-Daten (orange und cyan).

Foto: NASA/CSC/SAO

NGC 6946 - Feuerwerksgalaxie

Die Feuerwerksgalaxie in rund 22 Millionen Lichtjahren Entfernung war in den vergangenen hundert Jahren Schauplatz von gleich acht Supernovae. Mit Hilfe der "Chandra"-Aufnahme (violett) fanden Astronomen darunter gleich drei der ältesten jemals beobachteten Sternenexplosionen. Diese Komposit-Aufnahme enthält außerdem optische Bild-Daten des Gemini-Observatoriums in rot, gelb und cyan.

Foto: NASA/CSC/SAO

NGC 4945

Die Balkenspiralgalaxie NGC 4945, deren zentrale Region hier zu sehen ist, ähnelt in vieler Hinsicht unserer Milchstraße. Wie die meisten Spiralgalaxien enthält auch diese rund 13 Millionen Lichtjahre entfernte Sterneninsel ein supermassives Schwarzes Loch in ihrem Zentrum - allerdings dürfte es deutlich massiver sein als jenes, das sich im Kern unserer Heimatgalaxie verbirgt. Die Röntgen-Daten in diesem Bild (blau) verraten die Lage des alles verschlingenden "Monsters" im hellen Bereich rechts oberhalb der Mitte.

Foto: NASA/CSC/SAO

3C353

Ein supermassives Schwarzes Loch spielt auch in diesem Bild die Hauptrolle. Derartige Schwarze Löcher sind in der Lage, Energie über gewaltige Distanzen hinweg ins All hinaus zu schleudern. Die "Chandra"-Aufnahme des Objektes 3C353 zeigt die Strahlungs-Jets eines Schwarzen Loches im Inneren einer Galaxie, die hier nur als winziger violetter Punkt in der Bildmitte zu sehen ist. Orange dargestellt sind Radio-Daten, die mit dem Very Large Array gewonnen wurden.

Foto: NASA/CSC/SAO

SNR B0049-73.6

Was genau geschieht, wenn massereiche Sterne explodieren, ist noch immer nicht bis ins Detail verstanden. Den Überrest einer solchen Supernova in der benachbarten Kleinen Magellanschen Wolke zeigt diese Röntgen-Aufnahme. Untersuchungen des Objektes mit "Chandra" weisen darauf hin, dass die Sternenexplosion durch den Kollaps des inneren Kerns des ursprünglichen Sterns ausgelöst wurde. Ergänzt wurde das Foto durch Infrarotbilder (rot, grün und blau), die im Rahmen des "Two Micron All Sky Survey" entstanden sind.

Foto: NASA/CSC/SAO

3C 397 (G41.1-0.3)

Dieses Bild zeigt einen Supernova-Überrest in ungewöhnlicher Form. Astronomen gehen davon aus, dass das würfelartige Äußere entstand, als aufgeheizte Materie des explodierten Sterns - hier von "Chandra" im Röntgenlicht erfasst (violett) - auf kühleres Gas in der Umgebung traf. Das Bild wurde mit Infrarot-Daten des "Spitzer"-Teleskops (gelb) und optischen Daten (rot, grün und blau) ergänzt.

Foto: NASA/CSC/SAO

G266.2-1.2

Auch hier sehen wir ein Objekt, das sich nach der Explosion eines massereichen Sterns bildete. Die Untersuchung von G266.2-1.2 mit dem "Chandra"-Teleskop (violette Bildanteile) machte hochenergetische Teilchen sichtbar, die entstehen, wenn sich die Schockwelle der Supernova mit hoher Geschwindigkeit in den interstellaren Raum ausdehnt. Die optischen Bild-Daten (rot, grün und blau) stammen vom "Digitized Sky Survey".

Foto: NASA/CSC/SAO

NGC 3576

Der Emissionsnebel NGC 3576 im Sternbild Kiel des Schiffs liegt etwa 9.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Carina–Sagittarius Arm unserer Milchstraße. Das Objekt führt unterschiedliche Entwicklungsschritte massiver Sterne auf verhältnismäßig kleinem Raum vor Augen, angefangen bei ihrer Entstehung in dunklen Materie- und Gaswolken bis hin zu ihrer Vernichtung in gewaltigen Supernova-Explosionen. Die von "Chandra" festgestellte diffuse Röntgenstrahlung auf dem Bild (violett) dürfte von großen Sternen am Beginn ihres nur wenige Millionen Jahre währenden Lebens stammen. Die optischen Bild-Daten (orange und gelb) dieser Aufnahme steuerte die Europäische Südsternwarte (ESO) bei. (red, derStandard.at, 02.11.2013)

Foto: NASA/CSC/SAO