Wien - In der Causa Immofinanz kommt der vom Gericht bestellte Sachverständige Gerhard Altenberger in einem nun vorliegenden Gutachten zum Schluss, dass im Ermittlungsbereich "Immofinanz Beteiligungs AG (IBAG) ein mutmaßlicher Schaden zulasten der Immoeast in Höhe von 512,4 Mio. Euro entstanden sei (zum Stichtag 30. April 2008). Dies berichtet der "Kurier". Ermittelt wird u.a. gegen Ex-Immofinanz- und -Immoeast-Chef Karl Petrikovics wegen Verdachts der Untreue, dieser weist die Vorwürfe zurück.

In den Jahren 2004 bis 2008 wurden fast 2,88 Milliarden Euro "Kredite" über ein einziges Bankkonto der IBAG durchgeschleust und auf etwa 20 Töchter der Constantia Privatbank verteilt. Die "Kredite" stammten hauptsächlich von der Immoeast. Die Constantia-Töchter kauften damit u. a. bei Kapitalerhöhungen Aktien von Immofinanz und Immoeast auf und gaben sie später an Investoren weiter. Doch mit der Finanzkrise im zweiten Halbjahr 2007 kamen die Probleme, 44 Millionen Immofinanz-Aktien und 28 Millionen Stück Immoeast-Papiere konnten laut Gutachter "nicht mehr ohne erhebliche Verluste verkauft werden", die IBAG konnte 512 Millionen Euro Schulden bei der Immoeast nicht mehr begleichen.

Bei diesen Transaktionen seien Gelder "ohne erkennbare Einräumung von Sicherheiten, ohne genehmigte Rahmenvereinbarung, ohne interne Kontrollen und Prüfung sowie ohne Einbindung des IBAG-Gesellschaftsorgane" geflossen, zitiert der "Kurier" aus dem Gutachten. Dabei hätte laut Immoeast-Geschäftsordnung bei Kreditvergaben ab 50 Millionen Euro im Jahr die Genehmigung des Aufsichtsrats eingeholt werden müssen.

In einer der APA übermittelten Stellungnahme kritisiert Petrikovics Anwalt Otto Dietrich die Expertise. "Von den insgesamt 730 Seiten sind nur 65 Seiten das eigentliche Gutachten. Der überwiegende Rest besteht aus der Wiedergabe von Firmenbuchdaten, Bilanzen und Buchhaltungsunterlagen." Dafür wäre kein externer Sachverständiger notwendig, so der Anwalt. Man werde das Gutachten prüfen. "Aber bereits jetzt fällt auf, dass die von DDr. Altenberger genannten enorm hohen Beträge vor allem durch Mehrfachzählungen zustande kommen, seine Schlussfolgerungen auf falschen rechtlichen Annahmen aufbauen und die operative Realität eines international tätigen Konzerns außer Acht lassen." (APA, 29.10.2013)