Die junge Designerin Vered Tenner.

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Annemarie Raberger mit ihrer Enkelin Ursula Raberger.

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Vered Tenner ist eine junge Modedesignerin, Ursula Raberger Filmwissenschafterin und Betreiberin eines Clubs, Rafael Rotter ist Stürmer bei den "Vienna Capital" und Philipp Smulovics Student. So unterschiedliche Leben diese Mittzwanziger bis Mittdreißiger auch führen, so haben sie doch alle einen gemeinsamen Hintergrund, der sie mehr oder weniger beschäftigt: ihr Leben als "österreichische Juden" oder "jüdische Österreicher", wie es Philipp Smulovics in der Doku "Jung, hip, jüdisch" von Constanze Griessler formuliert.

Auf die Idee zu diesem Film kam Griessler, als sie beobachtete, dass es in Berlin oder auch New York einen popkulturellen Zugang der dritten Generation zum "Jüdisch-Sein" gibt, der aber von den Medien relativ unbeachtet bleibt. Sei es der "Meschugge"-Club in Berlin oder das in der Doku gezeigte Rap-Video aus den USA, das sich sorglos an sämtlichen Klischees, die das Judentum hergibt, bedient.

Zu Wort kommen, auch ohne Nobelpreis

Nicht auf "Meschugge", sondern auf den "Kibbutz-Klub" stieß die Regisseurin bei ihrer Spurensuche nach jungem jüdischem Leben in Wien. Ursula Raberger betreibt den Club mit dem Motto "schwul, lesbisch, unkoscher". Für die Doku wurde sie gemeinsam mit ihrer 92-jährigen Großmutter vor die Kamera geholt. Eine für Griessler besonders wichtige Figur in ihrem Film, wie sie gegenüber dieStandard.at betont: "Ich wollte ein anderes Bild überlebender Jüdinnen und Juden zeigen. Eine Frau, die weder einen Nobelpreis gewonnen hat oder eine Intellektuelle ist." Gemeinsam mit ihrer Oma Annemarie Raberger greift Ursula Raberger immer wieder den Faden der Vergangenheit auf, gleichzeitig will sich die junge Frau aber nicht von anderen als Opfer definieren lassen. Wen es aber interessiert, erzähle sie gern von der Geschichte ihrer Familie.

Davon hat hingegen Philipp Smulovics schon die Nase voll. Er möchte gern mehr Platz zwischen sich und der Vergangenheit bringen, nicht mehr dauernd nach seiner Familiengeschichte, nach der Shoah gefragt werden, das ist Geschichte für ihn.

Altbekannte Klischees

Was heißt das nun, jüdisch zu sein? Der eine denkt dabei vorrangig an religiöse Praktiken, für andere geht es darum, die jüdischen Familientraditionen nicht enden zu lassen – und auch altbekannte Klischees fallen den jungen Jüdinnen und Juden bei dieser Frage ein.

Kann die Suche nach einer gemeinsamen jüdischen Identität also auch nach hinten losgehen? "Ja, das kann auch problematisch sein", so Griessler, doch obwohl sich die von ihr porträtierten Jüdinnen und Juden von eindimensionalen Vorstellungen einer homogenen jüdischen Kultur freimachen wollen, hätten sich durchwegs alle mit derselben Frage beschäftigt: Was heißt es für mich im Hier und Jetzt, jüdisch zu sein. Bei den Antworten sieht die Sache dann schon wieder anders aus. (beaha, dieStandard.at, 28.10.2013)