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Die Mimose hat im Deutschen zu Unrecht den Ruf eines Sensibelchens. In Südfrankreich herrscht sie robust über ganze Gebirgszüge. Etwa im Estérel-Gebirge an der Côte d'Azur.

Foto: Corbis / Guiziou Franck

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Die französische Riviera ist von Österreich aus in rund eineinhalb Stunden relativ schnell erreichbar. Im Oktober fliegt Niki noch täglich von Wien nach Nizza. Ab November bis Februar 2014 dann noch dreimal pro Woche von Wien nach Nizza und wieder zurück, und zwar jeweils am Montag, Freitag und Sonntag. Der One-Way-Flug ist ab 49 Euro, inklusive aller Steuern sowie Service an Bord, zu haben. Von Nizza aus kann man mit dem Zug die Küste entlang zu den kleineren Städten fahren. Weitere Informationen zur Region gibt es von der Französischen Zentrale für Tourismus.

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Das MMV Resort &Spa ist eine sympathische Anlage in Cannes-Mandelieu, wo auch einer der ältesten Golfplätze Europas liegt, die nicht auf Luxus, sondern auf Nachhaltigkeit setzt. Vor allem im Herbst gibt es hier neben Suiten auch durch - aus preiswerte Zimmer und Selbstversorger-Appartements. Die Anlage, die erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde, ist um einen Naturteich herum gebaut, in dem riesige Schildkröten und Fische leben. Energiesparen und Müllvermeidung – Letztere hat man nur beim Frühstück noch nicht optimiert  –werden großgeschrieben.

Alternativen und Reiseinfos: www.frenchriviera-tourism.com

Eine Mimosenkönigin? Nein, danke. Wer will diesen Titel schon tragen. Klingt nach einer Prinzessin auf der Erbse, einer überempfindlichen, leicht angerührten Herrscherin. Wir finden das lustig. François versteht nicht, was wir meinen. "Na, das Wort Mimose", versuchen wir ihm auf die Sprünge zu helfen, während wir die leichte Steigung im Estérel-Gebirge zwischen Lavendel, Korkeichen, Eukalyptus und den alles dominierenden Mimosen hinaufgehen, "eine Mimose zu sein ist ja nicht gerade ein Kompliment."

Die Mimosenkönigin regiert hier im Februar beim Mimosenfest in Mandelieu-la-Napoule unweit von Théoule-sur-Mer an der Côte d'Azur, wo wir unsere Wanderung begonnen haben. Österreicher können sich die Dame als südfranzösisches Pendant zur Narzissenkönigin vorstellen.

François, der Tourguide, ist überrascht: "Überempfindlich? Mimosen? Aber nein!" Als Bezeichnung für eine hypersensible Person kenne man das Wort hier nicht, und passen würde diese Interpretation zu der Pflanze mit den gelben Blüten schon gar nicht: "Sie breitet sich schnell aus und tötet alle anderen Arten um sich herum", beschreibt François sie eher wie eine blutrünstige Tyrannin, während er den bei weitem größten Rucksack unserer Gruppe an rötlichen Felsformationen und weitläufigen grünen Hügeln vorbei in Richtung Gipfel schleppt. Aus Australien habe man sie vor ein paar hundert Jahren für private Parks hergebracht, bevor sie die Herrschaft über die örtliche Flora an sich riss. Die Pflanze hält 60 Grad heißes Wasser ebenso aus wie Frost. Beides wird man allerdings hier an der Côte d'Azur, wo das Klima auch im Winter immer angenehm warm und im Sommer nie zu heiß ist, weil immer ein leichter Wind weht, nicht erleben.

Natürlich klingt Côte d'Azur nach Jetset, Cannes, Nizza, Saint-Tropez, nach Bettenburgen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als man den Tourismus als wirtschaftliche Überlebenschance für die Region erkannte. Aber darüber hinaus wartet hier eine wunderbare Landschaft mit Stränden, die überall frei zugänglich sind - im Sinne von kostenlos und barrierefrei für Rollstuhlfahrer -, und Bergen, die sehenswert sind. Und eben Orten wie Théoule und Mandelieu mit hübschen kleinen Hotels und Restaurants.

Fremder Planet

Das Estérel-Gebirge hat seinen Namen vom lateinischen "sterilis" (steril) bekommen, weil die Natur nicht gerade üppig wucherte. Es ist der Insel Korsika geologisch und optisch ähnlich, weil sich diese - sehr lange vor dem Bau der ersten Hotels - hier vom europäischen Kontinent ablöste. Die da und dort auftauchenden Felsformationen sehen aus wie die Kulisse für einen fremden Planeten aus einer Raumschiff Enterprise -Folge. In manche hat die Erosion verzweigte Höhlen hineingefressen.

Hier versteckte sich im 18. Jahrhundert der Postkutschenräuber Gaspard de Besse, sozusagen der Robin Hood Südfrankreichs und angeblich ein in der Damenwelt trotz oder gerade wegen seines Hangs zum Kriminal sehr beliebter Kerl - so erzählt man es hier noch den Kindern.

Während Gaspard vermutlich auch seine Beute in den Felsen versteckte, leert François seine jetzt auf einen Felsen, den er vorher noch mit einer weißen Tischdecke in eine wildromantische Tafel verwandelt.

Und jetzt verstehen wir, warum der arme Mann einen etwas überdimensionierten Rucksack trägt. Er hat selbstgemachtes, köstliches Couscous mit Gemüse für acht Personen dabei, den für die Region typischen Rosé samt Weingläsern, Oliven "aus dem Garten meines Vaters", Brot, Tapenade - eine Art Aufstrich aus schwarzen und grünen Oliven, Obst - und als man schon nachdenkt, ob man sich nicht einfach in Richtung glitzerndes Meer den Berg hinunterrollen lassen soll, zaubert er auch noch eine Thermoskanne mit Espresso und eine edle Bitterschokolade aus den Tiefen seines Rucksacks. Angeblich ist das bei François und seinem Team von Nature Essentielle, das einen nicht nur in die Berge, sondern auch in die noch viel stilleren Tiefen des Meeres begleitet, immer so. Wandern auf französisch eben. Wenn gegessen wird, dann ordentlich und in aller Ruhe.

Recht mild für Mimosen

Erstaunlicherweise schaffen wir den Abstieg nach Théoule dann trotz des üppigen Mahls. Die Schuhe werden abgestreift, die Füße graben sich in den weichen Sand, ein Badeanzug wird auf dem Weg zum Wasser hervorgekramt, und schon befindet man sich im Meer - zugegeben, da sind auch ein paar mächtige Yachten, aber die stören gar nicht, und das Wasser ist selbst im Herbst noch sehr mild. Wir sind ja keine Mimosen. Oder eben doch.

Etwa 15 Gehminuten entfernt, auf einem anderen Abschnitt des Strandes von Théoule, im alten Hafen der Stadt, auf den imposante riesige Villen von einem Steilhang herabsehen, spielt sich derweil ein für Fremde seltsam anmutendes Spektakel ab. Wer die "Joutes Provençales" allerdings zufällig erwischt, sollte sie sich nicht entgehen lassen.

Bei diesem Wettkampf fahren zwei Teams in bunten alten - oder zumindest auf historisch getrimmten - Schiffen, angefeuert vom Jubel der Einheimischen, aufeinander zu. Die Schiffe sind gestreift, etwa in knalligem Gelb und Blau oder in Rot und Weiß. Jeweils am Ende des spitz zulaufenden Bugs stehen Männer, die - man weiß nicht genau, warum - versuchen, sich mit einem langen Stock ins Wasser zu stoßen. Hobbys gibt es eben verschiedene. Dieses macht schon allein beim Zuschauen deswegen Spaß, weil einer immer baden geht - und zwar in voller Bekleidung. Die Zuseher bleiben trocken - abgesehen von dem einen oder anderen Glas Pastis, das die Runde macht.

Wie Théoule liegt auch die Küstenstadt Mandelieu-la-Napoule westlich von Cannes. Und direkt am Meer, unweit vom Yachthafen, erhebt sich das Château de la Napoule, das teilweise aus dem Mittelalter stammt. Es wurde 1918 vom damals recht unkonventionell wirkenden amerikanischen Ehepaar Marie und Henry Clews gekauft, das es mit Kunst und humorvollen Anspielungen auf die eigene späte Liebe und den von ihnen verehrten Don Quichotte bestückte. Das Schloss und seine Gärten sind öffentlich zugänglich. Gleich vor dem Château liegt ein weiterer pittoresker Sandstrand. Schuhe ausziehen und rein ins Wasser. Man ist ja keine Mimose. Oder eben doch. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Album, 25.10.2013)