Nach dem vermuteten US-Lauschangriff auf das Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel beschäftigt die Affäre um Schnüffelaktionen des Geheimdienstes NSA auch verstärkt die Regierung in Rom. Der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald berichtete dem Nachrichtenmagazin "L ´Espresso", dass sich auch die britischen Geheimdienste Zugang zum Kabelsystem optischer Fasern verschafft habe, über das Telefonanrufe, Mails und der Internet-Informationsstrom in Italien verlaufen.

Die relevanten Informationen, die die Briten sammelten, wurden dann mit der NSA getauscht. Damit konnten vertrauliche Informationen über Politiker, Staatsdiener und Unternehmen in Italien gesammelt werden. Die Briten wählten Telefonanrufe und Mails, aus denen unter anderem "politische Absichten ausländischer Regierungen" entnommen werden konnten, berichtete Greenwald.

Debatten über die Datensicherheit

Die eklatanten Informationen des Journalisten lösten in der Regierung in Rom Debatten über die Datensicherheit aus. Premier Enrico Letta betonte, er wisse nicht, ob er auch ausspioniert worden sei. Außenministerin Emma Bonino betonte, dass sie keine Informationen über Spionageangriffe gegen Italiens Politiker habe. Bonino bestätigte, dass das Thema bei ihrem Treffen mit dem US-Staatssekretär John Kerry am Mittwoch in Rom in Angriff genommen worden sei. "Kerry berichtete, dass (Präsident Barack) Obama entschlossen ist, die Affäre zu klären, hat aber keine weiteren Details bekannt gegeben", kommentierte Bonino.

Deborah Bergamini, PdL-Fraktionschefin in der Auslandskommission der Abgeordnetenkammer, meinte, das Parlament in Rom solle eine tiefgründige Debatte zum Thema Datenschutz und nationale Sicherheit in die Wege leiten. "In der Ära des digitalen Raumes muss man neue Grenzen errichten, binnen derer die Souveränität und Privatsphäre der Bürger und Regierungen geschützt werden müssen", betonte Bergamini.

Der frühere Journalist der britischen Tageszeitung "Guardian" Greenwald sagte "L'Espresso" die NSA betreibe viele Späh-Operationen auch bei europäischen Regierungen, einschließlich der italienischen Regierung. Über die NSA-Affäre hatte Regierungschef Letta am Mittwoch mit US-Außenminister John Kerry gesprochen. (APA, 25.10. 2013)