F kommt nach E, und mit dem F-Type ist Jaguar ein unglaublich spannendes Modell gelungen: ein Sportwagen mit Herz und Leidenschaft, wirklich tollem Aussehen – und jetzt hören Sie einmal weg, wenn Sie können

Zugegeben, das ist kindisch. Oder männlich. Wenn man das auf jene kindliche Freude bezieht, die Männern innewohnt, wenn es um schnelle Autos geht. Und wenn es ums Krachmachen geht, das gehört ein bisschen zusammen, so wurden wir geprägt. Schnell und laut, das lässt viele Männerherzen höherschlagen, da wird innerlich jubiliert, bei den extrovertierten Typen auch äußerlich, da wird dann laut „juchhu!" geschrien.

Foto: Christian Fischer

Es sind meistens Männer, die diese Urfreude an Schnellem und Krach empfinden können. Aber nicht nur. Und es sind meistens Frauen, die dieser kindlichen Begeisterung, dieser Verblödung ratlos bis ablehnend gegenüberstehen. Aber nicht nur. Es gibt auch solche, die sich angesichts der fortschreitenden Infantilisierung des Mannes hinter dem Lenkrad denken: "So ein lieber Bub. So eine Freude hat er! Herzig ist das."

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Der Jaguar kann das. Sie sitzen eben noch ganz ernst mit finsterer Miene am Steuer des Wagens, vielleicht ein bisschen traurig, vielleicht ein bisschen gestresst, dann geben Sie Gas, drücken den Knopf mit den Auspuffrohren drauf, und der Wagen brüllt und knattert, und das Lächeln zieht sich von einem Ohr zum anderen, ob Sie wollen oder nicht: Sie müssen lachen und jubilieren. Und wenn die anderen Sie für deppert halten: deren Problem.

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So ist das im F-Type. Ein Wahnsinnsauto, ohne Übertreibung. So viel Spaß und Freude hat schon lange kein Wagen mehr vermitteln können. Die Lärmtaste, die die Atemwege des Jaguar freilegt und die acht Zylinder tief Luft holen lässt, ist natürlich kindisch, weil es in erster Linie um den Sound und erst in zweiter Linie um die Leistung geht. Und der Sound ist so was von – was sagt man eigentlich im ausgehenden Jahr 2013 anstelle von "geil", wie das früher einmal hieß? Ist die Zeit von "cool" wieder gekommen? Bei den Ausstattungsmerkmalen ist an dieser Stelle übrigens eine "aktive Sport-Abgasanlage" vermerkt.

Foto: Christian Fischer

Der F-Type ist jedenfalls ein prächtiges Auto, ein Sportwagen, wie es ihn schon länger nicht gegeben hat. Jaguar hat sich alter Werte und Stärken besonnen, setzt auf Leistung, Leidenschaft und Unvernunft, auf Design, Kraft und Handlichkeit. Der F-Type ist vergleichsweise klein, er strotzt vor Selbstvertrauen, ist schön und unverfälscht. Hier folgt nicht die Form der Funktionalität, hier steht das Aussehen im Vordergrund, dann die Schnelligkeit. Und das kann und soll man ruhig auch hören.

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Den F-Type gibt es in drei Motorisierungen, allesamt sehr flott, zwei Sechszylinder (340 und 380 PS) und der eine Achtzylinder, den wir ausgefasst haben: 495 PS, ernsthaft. Wenn man da etwas übermütig aus der Seitengasse biegt und sportlich ambitioniert die Weite sucht, schwänzelt energisch das Heck, ehe die Spur wieder gefunden ist.

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300 km/h Spitze stehen auf dem Papier, 4,3 Sekunden braucht es auf hundert. Der Achtzylinder ist mit einem Kompressor versehen und schöpft seine Kraft aus fünf Litern Hubraum. An dieser Stelle ist vielleicht das zweite Geständnis angebracht. 124.000 Euro. Wer auch mit sechs Zylindern happy ist, der kann bei 85.600 Euro in einen F-Type einsteigen, Platz für Sonderausstattung ist da wie dort.

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Der F-Type steht für sich selbst und braucht keine Referenz. Wer sich jetzt aber vor dem inneren Ohr das Alphabet aufsagt, wird draufkommen, dass sich der F-Type als Nachfolgemodell des legendären E-Type versteht, was mutig ist – aber auch sehr konsequent. Nach einer ganzen Reihe nicht so aufregender und emotional unterkühlter Modelle hat Jaguar mit dem F-Type wieder ein unglaublich aufregendes Auto auf die Straße gestellt – für große Buben und schlimme Mädchen. (Michael Völker, DER STANDARD, 25.10.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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