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"Die alten Einteilungen, wonach eine Krankheit jeweils primär dadurch charakterisiert ist, welches Organ sie befällt, werden sich auflösen", sagt der spanische Lungenfacharzt Alvar Agusti.

Foto: apa/dpa/stephanie pilick

Umwelt, Biologie und Genetik seien jene Netzwerke, aus denen sich Gesundheit und Krankheit zusammensetzen. Nur mit Bioinformatik-Systemen werde es gelingen, die Komplexität von Prävention, Diagnose und Therapie von chronischen Lungenkrankheiten zu bewältigen, sagte der spanische Lungenexperte Alvar Agusti bei der Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Wien.

Alte Kategorien werden wegfallen

"Wir sind auf dem Weg von einer strikt kategorisierenden zu einer personalisierten, vorhersagenden, prophylaktisch tätigen und die Partizipation des Patienten stärkenden Präzisionsmedizin. Die alten Einteilungen, wonach eine Krankheit jeweils primär dadurch charakterisiert ist, welches Organ sie befällt, werden sich auflösen", so der Experte. Kategorien wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma seien lediglich Formalismen mit vielen Überschneidungen, die es in dieser Form künftig nicht mehr geben werde. 

Es werde darum gehen, sowohl den genetischen Hintergrund beim einzelnen Patienten als auch alle Details der Krankheitsgeschichte und der Ausformung der Erkrankung zu berücksichtigen. "Warum entwickeln wir nicht eine Applikation für unseren Computer oder gar unser Smartphone, das uns dabei hilft? Ohne Bioinformatik wird die Pneumologie in Zukunft nicht mehr auskommen", sagt Agusti. 

Neue Therapie für COPD-Patienten

Während das derzeit noch Zukunftsaspekte sind, stellen neue medizintechnische Verfahren zum Management selbst schwerster Fälle von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung mit einem drastisch verringerten Atemvolumen und Lungenüberblähung (Emphysem) schon handfeste Fortschritte dar. So stellte der Wiener Spezialist Arschang Valipour Systeme vor, mit denen überblähte Lungenanteile "stillgelegt" werden. Das verbessert die Lungenfunktion.

Zum Einsatz kommen dabei zum Beispiel implantierbare Ventile, die zwar ein Ausatmen, aber nicht ein Einatmen in dem betroffenen Lungensegment erlauben oder gar eine Hydrogel-Schaum als "Superkleber". Mit einer solchen Volumenreduktion der vom Emphysem betroffenen Lunge lässt sich das Atemvolumen deutlich steigern. Ein Beispiel: Eine Volumenreduktion von 50 Prozent erhöht die Lungenfunktion im positiven Fall um rund 25 Prozent - das ist für Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sehr viel. (APA, derStandard.at, 25.10.2013)