Die Zensurbehörde will die Herausgabe der Manuskripte beim Schriftsteller mittels Folter erpressen.

 

Foto: Viennale

In Mohammad Rasoulofs Spielfilm Manuscripts Don't Burn (Dast-Neveshtehaa Nemisoozand) schlägt das Regime mit voller Härte zu. Der iranische Regisseur, mit zwanzig Jahren Arbeits- und Reiseverbot belegt, an das er sich sichtlich nicht hält, beschreibt in kalten, anthrazitfarbenen Bildern die Verfolgung Intellektueller im Iran der Gegenwart.

Schriftsteller und Journalisten, die auf einer Busreise einem gezielten Attentat knapp entgangen sind und das Erlebte literarisch verarbeiten, werden von der Zensurbehörde bedroht. Exemplarisch sind es drei Autoren, denen aufgrund ihrer noch nicht gedruckten Manuskripte nach dem Leben getrachtet wird.

Der Film zeichnet - wohl auch seiner schwierigen Entstehungsbedingungen wegen - einen weitgehend anonymen Stadtraum nach, Straßenzüge, menschenleere Siedlungen, Ränder der winterlichen Stadt Teheran, an denen wortkarge Männer, Vernehmungsbeamte und Auftragskiller, unbemerkt und kaltblütig die "Staatssicherheit" exekutieren.

Rasoulof denkt in Manuscripts Don't Burn den terroristischen Staat gnadenlos zu Ende, er behauptet ihn als eine zerstörerische Macht, die bis aufs Äußerste geht und dessen hilflose Handlanger sich am Ende stets mit Gott helfen ("Gott allein entscheidet"). Hier wird eine Gesellschaft kenntlich, die arg unter Druck steht und sich paranoid in die eigenen vier Wände zurückzieht. Dort spielt ein wuschelköpfiger Dichter noch den letzten Rest seines Galgenhumors aus, wenn er sich über die geringe Menge des von seinem Freund illegal mitgebrachten Wodka beschwert ("Mäusepisse!").

Solche Sätze bescheinigen ihren Sprechern eine Lebendigkeit im Denken, die sie andernorts und wenig später nicht mehr haben werden. Das Nachzeichnen dieser Fallhöhe, dieses Prozesses des Verstummens ist eine wesentliche Qualität des Films, der sich klar als Plädoyer für die Intellektuellen versteht. Rasoulofs Schreckensvision erweckt auch dokumentarischen Anschein, nicht zuletzt, da der Spielfilm auf "wahren Begebenheiten" basiert. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 25.10.2013)