Salzburg – Seit 2009 führt die Salzburger Arbeiterkammer mit finanzieller Unterstützung des Landes spezielle Bewerbungstrainings an mehr als 30 Polytechnischen Schulen im gesamten Bundesland durch. 35.000 Euro habe das Land bisher zugeschossen, sagt AK-Direktor Gerhard Schmidt im STANDARD-Gespräch. Ab 2014 sei nun Schluss, das Land habe die Unterstützung storniert.

Das Training war als Ergänzung zum Pflichtfach Berufsorientierung konzipiert. Geboten wurde vieles, das im offiziellen Lehrplan nicht enthalten ist: Rollenspiele mit professioneller Reflexion oder Videoanalysen von Bewerbungssituationen. Aber auch die Jobsuche im Internet wird geübt. Für all das wäre im Rahmen des Unterrichtes keine Zeit geblieben, erläutert die Leiterin der Sozialabteilung der Salzburger AK und Ex-Landesrätin Cornelia Schmidjell. Bisher konnten 2600 Schüler und Schülerinnen mit dem Projekt erreicht werden, bis Jahresende sollen noch einmal 900 das Programm absolvieren.

Jugendliche mit Migrationshintergrund am meisten betroffen

Besonders negativ wirke sich die Streichung des Trainingsprogrammes auf Jugendliche mit Migrationshintergrund aus, sagt AK-Direktor Schmid. Eine Schlüsselstelle für die weiteren Chancen am Arbeitsmarkt sei eben der Zugang zu einem Lehrplatz. In den Polytechnischen Schulen Salzburgs wären immerhin 25 Prozent der Schüler und Schülerinnen mit nicht-deutscher Muttersprache. In den Berufsschulen seien es dann nur mehr zehn Prozent.

"Wo bleibt die Differenz?", lautet Schmidts Frage. Wenn es so viele junge Migrantinnen und Migranten nicht von der Pflichtschule in den Lehrberuf schafften, müssten "die Alarmglocken" läuten; auch wirtschaftlich gehe ein beträchtliches Potential verloren, wenn persönliche Berufswege schon im Keim erstickt würden. Die meisten landen in unqualifizierten Hilfsjobs oder prekären Arbeitsverhältnissen, sagt Sozialexpertin Schmidjell. Dazu kommt: "Mädchen türkischer Herkunft würden oft in den Familien verschwinden."

"Ureigendste" Aufgabe der Schule

Im Bildungsressort des Landes – politisch verantwortlich Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) – weist man die Vorwürfe der AK zurück. Man habe das Projekt "fachlich prüfen lassen", sagt ein Sprecher Haslauers. Dabei sei man zur Ansicht gelangt, dass die Berufsorientierung "ureigendste Aufgabe der Schulen" wäre. Die im Bewerbungstrainingsprojekt gebotenen Inhalte seien "Aufgabe der ansässigen Pädagogen", es gebe daher keine Veranlassung dies "extern zuzukaufen". (Thomas Neuhold, derStandard.at, 24.10.2013)