Als Fritz Lang seinen letzten Stummfilm "Frau im Mond" 1929 drehte, holte er sich den Physiker und Raketenpionier Hermann Oberth als technischen Berater an die Seite. Lang wollte sein Science-Fiction-Drama, das auf der dunklen Seite des Monds spielt, auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen. Oberth konstruierte die dreistufige Mondrakete "Frieden" - samt Schlafkojen, Treibstofftanks und Fallschirmen. Ein Modell (Bild oben) davon ist ab 25. Oktober in der Ausstellung "Space" im Technischen Museum in Wien zu sehen.

Foto: Technisches Museum Wien

Der Start einer Rakete zur Filmpremiere misslang zwar - doch nicht einmal drei Jahrzehnte später sollte die Utopie Wirklichkeit werden: 1957 eröffnete der russische Satellit Sputnik den Weg der Menschen ins All. Wie eng verzahnt in der Raumfahrt Fiktion und Realität sein können, zeigt noch eine andere Begebenheit: Das Herunterzählen des Countdowns beim Raketenstart erfand Lang als dramaturgisches Mittel.

Das Bild zeigt den ersten von Menschenhand geschaffenen Gegenstand, der auf den Mond geschossen wurde. Eine Kugel stieß kurz vor ihrem Aufschlag am 13. September 1959 Metallstreifen mit sowjetischen Emblemen ab. Damit sollte niemand Zweifel haben, dass die Sowjets die Ersten waren, denen dies gelang.

Foto: Technisches Museum Wien

"Vorstellungskraft und Visionen waren schon immer wichtige Motoren bei der Entwicklung der Raumfahrt", sagt Kurator Jürgen Öhlinger. Und jede neue wissenschaftliche Erkenntnis befeuerte wiederum die Fantasie, fügt Co-Kurator Thomas Edelmann hinzu. So dehnen sich die Grenzen des Vorstellbaren immer weiter ins Universum aus.

Foto: Technisches Museum Wien

Die Mythen, Möglichkeiten und Missionen verfolgt die Ausstellung bis in die Barockzeit, in der die Wissenschaft mit religiös geprägter Metaphysik konkurrierte. Und schlägt eine Brücke bis zum Projekt "Mars One", eine privat finanzierte Marsmission, die Reisewillige nach dem Big-Brother-Prinzip auswählt.

Im Bild: Der Mars ist derzeit die Top-Destination für die bemannte Raumfahrt.

Illu.: TU Wien, Thomas Frings, Melanie Klähn

Insgesamt sind in dem nachtschwarzen Raum, der von ausgedehnten Panoramabildern begrenzt wird, auf 600 Quadratmetern rund 150 Objekte und eine Reihe interaktiver Stationen versammelt. Der Besucher kann sich darin "frei wie in einem Planetensystem bewegen", wie Öhlinger meint, sich im "Space Curl" in Schwerelosigkeit üben oder diesen Marsrover steuern.

Foto: Technisches Museum Wien

Keplers Traum, Vernes Vision

Schon Johannes Kepler, durch und durch Wissenschafter, träumte Ende des 16. Jahrhunderts in seinem fiktiven Roman "Somnium" von einer Reise zum Mond, wie eine Vitrine zu frühen Mondfahrtskonzepten zeigt. Als Reiseproviant schwebten Kepler starke Opiate vor, um die körperlichen Belastungen während des Flugs zu überwinden. Der Autor Jules Verne hingegen ließ Mitte des 19. Jahrhunderts seine Mondreisenden per Kanone ins All schießen - und behalf sich dabei mit Berechnungen von Mathematikern.

Das Foto zeigt eine Armillarsphäre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Derartige Apparate zählten zu den ältesten Beobachtungs- und Messinstrumenten der Astronomie. In ihrem Mittelpunkt stehen die Beobachter. Die gegeneinander drehbaren Metallringe veranschaulichen die Bewegungen von Himmelskörpern.

Foto: Technisches Museum Wien

Vernes Vision war denn auch eine grundlegende Inspiration für die Raketentechnologie, mit der die Raumfahrt förmlich explodierte. Die Ausstellung widmet sich verkannten Genies genauso wie unheilvollen Entwicklungen unter den Nazis. Skizziert werden der Wettlauf ins All zwischen den USA und Russland nach dem Zweiten Weltkrieg sowie gemeinschaftliche Projekte bis hin zur Internationalen Raumstation ISS. Im Bild: 1995 dockte das Space Shuttle "Atlantis" an der russischen Raumstation "MIR".

Foto: NASA/Mir-Crew

In der Gegenwart angekommen, lösen profane Alltagsprobleme im Weltraum die Träumereien ab: Zu sehen ist nicht nur der Raumanzug des "Austronauten" Franz Viehböck,...

Foto: Technisches Museum Wien

... sondern unter anderem auch seine Windelhose und ein Trainingsklo für die Raumstation "MIR". Darüber hinaus darf geraten werden, welche Errungenschaften aus der Raumfahrt das Leben auf der Erde erleichtern.

Foto: Technisches Museum Wien

Als nächste Station der bemannten Raumfahrt rangiert der Mars ganz oben. Daneben geht die Suche nach einer zweiten Erde außerhalb unseres Sonnensystems weiter. Die Schau, die vom Verkehrsministerium unterstützt wird, fördert auch hier Imaginationen, Kurioses und handfeste Technologien zutage - mit einem Fokus auf österreichische Entwicklungen: Auch hierzulande greift man nach den Sternen.


"Space - die Weltraumausstellung": ab 25. Oktober im Technischen Museum in Wien

Link
www.technischesmuseum.at

Illu.: ESO Technisches Museum Wien