Deutschlands viertgrößter Kabelnetzbetreiber Primacom will nach der Sanierung bei der Neuordnung der Branche mitmischen. Das Unternehmen habe den Markt-Dritten Tele Columbus und einen kleinen Betreiber ins Visier genommen, zitiert Reuters Wolf Waschkuhn, Mitglied der Geschäftsführung und Aufsichtsrat von Primacom. "Wir haben Angebote vorgelegt sowohl für das Berlin-Geschäft von Tele Columbus als auch für Deutsche Telekabel."

Deutlich weniger attraktiv

Das Tele-Columbus-Geschäft in der Hauptstadt schätzt Primacom als hochprofitabel ein, die Netze der Firma im Westen als deutlich weniger attraktiv. Einer mit den Verhandlungen vertrauten Person zufolge spielt Primacom auch mit der Idee, Tele Columbus komplett zu übernehmen, wenn der Preis den Erwartungen entspreche.

Primacom ist hauptsächlich in Ostdeutschland vertreten. Die Dachgesellschaft Primacom AG ging 2010 pleite. Danach übernahmen ehemalige Gläubiger das Ruder, darunter die niederländische Bank ING sowie die Finanzinvestoren Alcentra, Tennenbaum und Avenue Capital Partners. Die setzten Waschkuhn als Sanierer ein.

Tele Columbus zählt rund 1,6 Millionen Kunden, ist neben Ostdeutschland auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv und einer der letzten Kabelbetreiber, der in Deutschland noch zu haben ist. Jedoch ist Primacom nicht der einzige Interessent. Auch die beiden Private-Equity-Firmen CVC and Cinven wollten Tele Columbus mit einer rund 600 Mio. Euro schweren Offerte schlucken, sagten zwei mit den Vorbereitungen vertraute Personen. Tele Columbus stehe mit 570 Mio. Euro in der Kreide, sagte einer von ihnen.

Die beiden Beteiligungsfirmen haben zuvor auch ein Gebot für die wesentlich kleinere Firma Deutsche Telekabel abgegeben, die die Gesellschaft mit bis zu 150 Mio. Euro bewertet, sagten die Insider weiter. Tele Columbus, Deutsche Telekabel, CVC und Cinven wollten keine Stellungnahme abgeben. Eigentlich wollte Kabel Deutschland Tele Columbus für gut 600 Mio. Euro kaufen. Der Marktführer sagte die Übernahme Anfang des Jahres wegen des Widerstands des Kartellamts ab. (APA, 23.10. 2013)