Einst war die barocke Rauchfangkehrerkirche ein dominantes Bauwerk in Wien Margareten. Ihre Lage zwischen den beiden Spuren der Wiedner Hauptstraße führte dazu, dass "das Verkehrshindernis" 1965 trotz heftiger Proteste dem Autoverkehr und dem Bau einer unterirdischen Straßenbahn geopfert wurde. Die 1963 eröffnete Florianikirche konnte für viele bis heute das Vakuum des damals abgerissenen Gotteshauses nicht füllen und wurde vielleicht auch deshalb im Volksmund oft abfällig als "Garage Gottes" bezeichnet.

Inzwischen wird der Spitzname "Garage Gottes" jedoch nicht mehr negativ empfunden. Bei genauerer Betrachtung des Gebäudes des Architekten Rudolf Schwarz ist eine gewisse visuelle Ähnlichkeit mit einer Parkgarage ja auch durchaus ersichtlich.

foto: michael hierner / www.hierner.info

Auffällig sind die vielen im Zick-Zack angeordneten Fenster, die das Licht im Inneren in viele bunte Flächen zerteilen. Entfernt erinnert diese Form an einen Baum mit Ästen. Diese Assoziation ist bewusst gewählt und soll die Natur widerspiegeln.

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Im Inneren ist die Struktur des Stahlbeton-Skelettbaus gut sichtbar. Die Fensterscheiben sind übrigens nicht in buntem Glas ausgeführt, sondern wurden per Hand mit Farbe bemalt.

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Ein Foto im Pfarrhof zeigt die alte Rauchfangkehrerkirche. Ursprünglich war geplant, an ihrer Stelle einen Glockenturm oder sogar ein vertikales Loos-Museum zu bauen. Diese Ideen blieben jedoch bis heute unrealisiert.

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Letztendlich blieb von der abgerissenen Barockkirche kaum etwas über. Zu den wenigen geretteten Überresten zählen die Ölbilder von Franz Xaver Wagenschön. Sie hängen noch heute im Pfarrsaal neben der Kirche.

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Rudolf Schwarz, der Architekt der "Garage Gottes", erlebte die Vollendung seiner Kirche übrigens nicht mehr. Er starb zwei Jahre vor der Fertigstellung. 

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Im Rahmen eines Projekts mit der Katholischen Jugend der Erzdiözese Wien wurde die Kirche 2007 zur "Jugendkirche" umgebaut. Zusätzlich wurde im Seitenschiff ein eigener Raum für Jugendliche geschaffen.

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Einmal im Jahr spielen in der "Garage Gottes" übrigens Autos tatsächlich eine Rolle: Dann nämlich, wenn im Rahmen der jährlichen Florianimesse Feuerwehrautos gesegnet werden. (Michael Hierner, derStandard.at, 23.10.2013)

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