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Die kroatischen Behörden haben den Verdacht, dass etwa 4,6 Millionen Euro aus der Autobahn- gesellschaft abgezweigt wurden.

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An der Autobahn von Split Richtung Süden wurde angeblich für die Abholzung von Bäumen bezahlt, die es dort niemals gegeben hat. Ein anderes Stück Autobahn soll dreimal überzahlt gewesen sein. In Kroatien ist die staatliche Autobahngesellschaft HAC unter schwerem Korruptionsverdacht. Ex-Finanzchef Josip Sapunar wurde am Dienstag von der Staatsanwaltschaft stundenlang einvernommen. Angeblich soll er bereits eingeräumt haben, Geld gewaschen zu haben.

Die Ermittler sprechen von einem ausgeklügelten System: Zunächst - so der Verdacht - sollen fiktive Aufträge der HAC an Subunternehmer - unter anderem die österreichische Strabag - vergeben worden sein. Zwischengeschaltet soll eine tschechische Firma namens Remorker International gewesen sein, die über ein österreichisches Konto bei der Raiffeisen verfügen soll. Es besteht der Verdacht, dass es dort in bar behoben wurde und danach zurück nach Kroatien gebracht wurde. Wer davon profitierte, ist unklar.

Hausdurchsuchung

Bei der Strabag bestätigt man, dass es vergangene Woche eine Hausdurchsuchung in der kroatischen Niederlassung gegeben hat. Über weitere Details wolle man zurzeit keine Auskunft geben. Die Sprecherin des Bundeskriminalamts Silvia Strasser bestätigt dem Standard, "dass wir mit den kroatischen Behörden in Kontakt sind". Zurzeit würden Informationen übermittelt, erst dann würde etwaige Ermittlungen in Österreich entschieden.

Insgesamt geht es um fünf Firmen, die zwischen 2006 und 2011 fiktive Verträge abgeschlossen haben sollen: Zagorje Tehnobeton, Viadukt, Osijek Koteks, Strabag und Granit Skopje. Zagorje Tehnobeton dementiert diese. Die Osijek Kotkes ist die kroatische Tochter der Salzburger Alpine Bau und hatte im vergangenen Jahr mit ernsthaften Problemen zu kämpfen.

Ermittlungen gegen ehemalige Staatssekretäre

Dem kroatischen Fernsehen zufolge wird auch gegen zwei ehemalige Staatssekretäre in der Affäre um die Autobahngesellschaft ermittelt. Medien berichten, dass der HAC mit dem System an Scheinverträgen rund 4,6 Millionen Euro (35 Millionen Kuna) entzogen worden sein. Ex-Finanzchef Sapunar wurde schon einmal vor drei Jahren einvernommen. Damals ging es darum, dass Geld aus der HAC in den schwarzen Kassen der konservativen Partei HDZ gelandet sein soll.

Aktuell wird in Kroatien ("Fimi Media") gerade ein Prozess zu den schwarzen Kassen der HDZ geführt - unter anderem gegen Ex-Premier Ivo Sanader.

Kürzlich erklärte Sanader vor dem Landesgericht in Zagreb, dass er legal zu seinem Vermögen gekommen sei und dass dieses aus der Zeit stamme, als er in Österreich gelebt habe. Insgesamt habe er damals zwei Millionen Euro verdient. Sanader lebte ab 1975 dreizehn Jahre in Österreich. Ihm und anderen Angeklagten wird vorgeworfen, über die PR-Firma "Fimi Media" Millionenbeträge aus Staatsunternehmen in die HDZ "umgeleitet" zu haben. Zurzeit laufen insgesamt vier Korruptionsprozesse gegen den ehemaligen Regierungschef.

Wirtschaftskammer-Skandal

Die Affäre um die Autobahngesellschaft wurde durch einen Skandal in der kroatischen Wirtschaftskammer HGK ausgelöst. Vergangene Woche wurden Mitarbeiter der Kammer (es gilt Pflichtmitgliedschaft) verhaftet. Sie sollen ein ähnliches Korruptionsschema aufgebaut haben. In der HGK ging es um fiktive PR-Aufträge. Die PR-Agenturen tragen merkwürdige Namen wie "Das Leben im Norden" oder "Neuer Tag". Auch an eine Modeagentur Suzy soll ein Auftrag ergangen sein. Der Schaden soll sich auf 4,2 Millionen Euro (32 Millionen Kuna) belaufen. Im Mittelpunkt der Affäre steht die Wirtschaftskämmerin Zdenka Peternel. (Adelheid Wölfl aus Zagreb, DER STANDARD, 23.10.2013)