Helga Krismer-Huber zählt nicht zu jenen Menschen, die sich damit schwertun, eigene Erfolge hervorzuheben. Danach gefragt, sprudelt es aus der Finanzsprecherin der niederösterreichischen Grünen nur so heraus. Sie habe als Landtagsabgeordnete dazu beigetragen, dass "der Akt rund um die Spekulationen noch nicht geschlossen ist", auf die Zweiklassenmedizin hingewiesen, sich in der Energiepolitik eingebracht und wirksam vor Gentechnik gewarnt. Von ihrer Kritik an der Budget- und Veranlagungspolitik Niederösterreichs zeugen mehrere Anfragen an den Finanzlandesrat.
Als zielstrebig gilt die 41-Jährige auch bei parteiinternen Kritikern - die allerdings Zweifel hegen, ob sie bei den Wählern "so gut rüberkommt" . Dennoch: Ihr Ehrgeiz hat sie nach zehn Jahren im Landtag auf Kurs Richtung Klubvorsitz gebracht: Madeleine Petrovic verkündete am Dienstag, den Posten zu räumen und Krismer-Huber dafür vorzuschlagen.
Die Entscheidung kam nicht nur wegen ihres Rufes wenig überraschend. Auch den Rückzug ihres Mannes Thomas Huber als Landesparteigeschäftsführer vor eineinhalb Wochen deuteten Beobachter als Zeichen dafür, dass wohl der Weg für Krismer-Huber freigemacht wurde. Die Badnerin weist jeglichen Zusammenhang zurück: "Er hat bei der letzten Wahl schon gesagt, dass es das letzte Mal ist", sagt Krismer-Huber.
Die nächste beim Wahlvolk zu bestehende Bewährungsprobe steht der Mutter eines achtjährigen Sohnes und einer 22-jährigen Stieftochter zunächst in einer anderen Funktion bevor: Bei den Gemeinderatswahlen 2015 wird ihre Arbeit als Vizebürgermeisterin in Baden bewertet, wo sie mehr mit der VP als - wie im Landtag - gegen sie arbeiten muss. In Baden begann auch ihre politische Laufbahn: Im Jahr 2000 wurde sie dort Gemeinderätin und Obfrau der Badener Grünen.
Bei den vergangenen Landtags- und Nationalratswahlen fuhren die niederösterreichischen Grünen zwar stets ein Plus ein, das allerdings stets kleiner war als zuvor erhofft. "Petrovic hat seit 2003 immer dazugewonnen, aber es ist ein durchaus zähes Wachstumsprojekt", sagt Krismer-Huber, die es einst zum Lebensmittelhygiene-Studium von Kufstein nach Baden bei Wien zog und die sich mittlerweile "mehr als Niederösterreicherin" sieht. In der Freizeit zieht es sie dennoch in die Berge, zum Wandern und Mountainbiken. "Ich bin extrem sportlich", sagt sie. "Das brauche ich, dieses Auspowern." (Gudrun Springer, DER STANDARD, 23.10.2013)