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Kinder spielen vor einer Grundschule 50 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Antananarivo. Viele Bewohner des afrikanischen Inselstaats sind von Armut und Hunger geplagt.

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Der ehemalige Präsident Marc Ravalomanana darf bei der Wahl am 25. Oktober nicht antreten, seine Frau Lalao könnte jedoch Ministerpräsidentin werden.

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Millionen Menschen in Madagaskar hoffen, dass der Ausnahmezustand und die Dauerkrise des Landes am Freitag endlich zu Ende gehen. Am 25. Oktober soll ein neuer Präsident in demokratischen Wahlen bestimmt werden. Die Wahlen wurden zuvor bereits mehrmals verschoben. Die Zweifel sitzen bei Bürgern wie Experten jedoch tief. Es herrsche viel "Konfusion und Verwirrung", sagte die Bürgerrechtlerin Sahondra Rabenarivo zur dpa. Noch wenige Tage vor der Abstimmung seien die Wahlhelfer in dem bitterarmen Inselstaat nicht ausreichend ausgebildet, vielerorts fehlten die Wahlunterlagen und Wahllisten seien rechtlich umstritten, kritisiert die Juristin. Schon jetzt bereiteten manche eine Wahlanfechtung vor.

"Vielleicht wird es gar keine Wahl geben", meinte Samy Rajemison, Taxifahrer in der Hauptstadt Antananarivo. Er spricht aus, was viele denken. Bis zum Samstag hatte auch er seine Wahlunterlagen noch nicht bekommen. Inzwischen spricht auch die Regierung des Putsch-Präsidenten Andry Rajoelina von "bedeutenden Verspätungen" und "Mängeln" bei der Wahlvorbereitung.

Lebensbedingungen haben sich weiter verschlechtert

Die Sehnsucht nach einer Normalisierung in dem südostafrikanischen Land mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern ist groß. Mindestens vier Millionen Menschen sind nach jüngsten Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom von einer Hungersnot bedroht. Die diesjährige Mais- und Reisernte litt unter verheerenden Unwettern und einer Heuschreckenplage.

Ohnehin geht es dem Land seit dem Putsch 2009 katastrophal, die Lebensbedingungen haben sich angesichts ausufernder Korruption und Misswirtschaft weiter verschlechtert. Hinzu kommt die Last der Sanktionen des Westens gegen das Regime, das auch wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen massiv kritisiert wurde.

Wichtigste Politiker der letzten Jahre treten nicht an

Das Ende der Krise und geordnete Verhältnisse verspricht jeder der 33 Präsidentschaftskandidaten. "Wir alle kennen die Probleme Madagaskars, wir alle wissen, was das Land braucht", betont eine der beiden Kandidatinnen, die Ex-Abgeordnete und Ärztin Brigitte Rabemanantsoa gegenüber der dpa. Die wichtigsten Politiker der letzten Jahre treten allerdings nicht an.

Putschpräsident Rajoelina (39), der vormalig Discjockey, PR-Experte und Bürgermeister Antananarivos war, darf nicht kandidieren, da er seine Bewerbung erst nach dem Ende der festgelegten Frist eingereicht habe, wie der Wahlgerichtshof in Antananarivo mitteilte. Als sein Vertreter bei der Wahl gilt Ex-Finanzminister Hery Rajaonarimampianina. Der Ex-Minister Robinson Jean-Louis gilt als Anhänger des gestürzten Ex-Präsidenten Marc Ravalomanana.

Kandidaten müssen Wohnsitz im Land haben

Marc Ravalomanana darf ebenso wie seine Frau Lalao nicht bei den Wahlen antreten, da die Kandidaten laut Wahlgesetz ihren Wohnsitz sechs Monate vor der Bewerbung im Land haben müssen. Lalao Ravalomanana soll aber nach dem Willen von Robinson Jean-Louis Ministerpräsidentin werden. Auch andere Kandidaten sollen Chancen auf den Präsidentenposten haben. Manche setzten viel Geld ein, flogen kreuz und quer durch das Land, lockten im Wahlkampf mit lokalen Pop-Stars und allerlei kleinen Geschenken.

Schon dreimal wurden 2013 geplante Wahlen in Madagaskar verschoben. "Perfekte Wahlen gibt es nicht" meinte nun Ministerpräsident Omer Beriziky. Nicht nur er hofft, dass die Wahl auf jeden Fall stattfindet: "Noch schlimmer wäre es, wenn die Wahlen in letzter Minute verschoben werden würden", meinte auch Bürgerrechtlerin Rabenarivo. (red/APA, derStandard.at, 22.10.2013)