Bei komplizierten Brüchen helfen chirurgische Nägel, Platten und Schrauben, die Fraktur zu stabilisieren. Um Kindern, deren Knochen noch wachsen, die spätere Entfernung zu ersparen, ist man am Laura Bassi Zentrum an der Med-Uni Graz auf der Suche nach einem idealen Implantatmaterial, das sich nach Erfüllung seiner Aufgabe einfach auflöst.

Aussichtsreiche Kandidaten sind laut Annelie-Martina Weinberg, Leiterin des Laura Bassi Zentrums "BioResorbable Implants for Children (BRIC), Implantate auf Magnesium-Basis.

Stabilisierung

Implantate sind bei schwierigen kindlichen Frakturen notwendig, denn ohne Stabilisierung könnten die Knochen falsch zusammenwachsen. Üblicherweise werden sie nach rund einem Jahr im Zuge einer neuerlichen Operation entfernt. "Mit resorbierbaren Materialien ließe sich ein zweiter Eingriff vermeiden", erklärt Weinberg. Sie forscht seit vier Jahren am Einsatz neuer Materialien, die nach der Heilung vom Körper einfach "geschluckt" werden.

Der Anspruch an resorbierbare Implantate für das wachsende Skelett ist allerdings hoch: Das Wachstum sollte keinesfalls gestört werden und natürlich sollen keine schädlichen Materialen im Körper verbleiben. Es existieren bereits einige derartige auf Milch- oder Zuckermolekülen basierende Werkstoffe. Ihr Einsatz bei Kindern führt jedoch entweder zu chronischen Entzündungsreaktionen - oder sie werden zu langsam abgebaut, sodass sich die Materialgruppen nicht durchgesetzt haben.

Hoffnungsfeld

Das BRIC-Forschungsteam arbeitet daher an der Entwicklung und Erprobung von alternativen Materialien: Zum einen auf der Basis von 3-Hydroxybuttersäure (3HB) und zum anderen auf Basis von Magnesiumlegierungen. Die Forscher haben in den vergangenen Jahren die Materialgruppen zunächst auf ihre mechanischen und strukturellen Eigenschaften sowie die Abbaugeschwindigkeit hin geprüft (derStandard.at berichtete). Daneben haben sie untersucht, wohin die abgebauten Materialen transportiert werden und was in den entsprechenden Organen damit passiert.

Den Einsatz von Magnesiumlegierungen sieht Weinberg als Hoffnungsfeld. Sie hätten in ersten präklinischen Testphasen mit Erwachsenen vielversprechende Ergebnisse geliefert: Das Metall habe eine hohe mechanische Festigkeit und wird doch rasch abgebaut, die Korrosionsprodukte würden nur zu geringen entzündlichen Reaktionen führen. "Allerdings werden den bisherigen Materialien seltene Erden zugesetzt, von denen wir noch nicht wissen, wie sie abgebaut werden. Hier suchen wir nach Alternativen", so Weinberg. (APA/red, 22.10.2013)