Im Iran geht die Debatte um die Lockerung der Zensur in die nächste Runde. Nachdem der Chef des Schlichtungsrates, Ayatollah Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani, die Diskussion rund um die Medienzensur durch die Aussage, dass das TV eine "Kiste der Zensur" sei, angeheizt hatte, und auch sein politischer Ziehsohn, Präsident Hassan Rohani, mehr Medienfreiheit einfordert, versuchen die Hardliner diesen Ambitionen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Unmöglich, Nachrichten zu zensurieren
Rohani hatte gemeint, dass eine ausgewogene Berichterstattung eine Brücke des Vertrauens zum Volk sei. Ähnlich argumentierte sein Mentor: "Wir müssen uns doch bitte bewusst sein, wie wichtig der Journalismus und die Verbreitung von Nachrichten für das Land sind. Die Zensur der News wird das Vertrauen der Bevölkerung zerstören", mahnte Rafsanjani. "In der postindustriellen Zeit, wo die fortschrittlichsten Technologien alle möglichen Kommunikationsmöglichkeiten geschaffen haben, ist es faktisch unmöglich, Nachrichten zu zensurieren oder zu leugnen. Daher sollten wir es in unserem eigenen Interesse nicht zulassen, dass Iran-bezogene News von anderen an unsere Bevölkerung übermittelt werden", ergänzte er.
"Verweichlichung der Zensur"
Iranische Medien haben das Thema in den vergangenen Tagen aufgegriffen. Liberale und reformorientierte Medien, die Rafsanjani und Rohani nahestehen, legen lange und breit dar, wie wichtig die Medienfreiheit ist. Konservative und Medien der ultrarechten Parteien rund um die Revolutionsgarden hingegen sehen eine "Verweichlichung der Zensur" weiterhin als Grundübel.
Twitter und Facebook
"Wir müssen nicht jeden Blödsinn, den die Amerikaner und die Europäer benutzen, bei uns haben. Diese kleine Box, aus der sie ihre Nachrichten wie einen Tumor verbreiten, ist ein Gift", kritisierte etwa der Chef des Wächterrates, Ayatollah Ahmad Jannati in Anspielung auf die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook, die im Westen Teil des Alltages sind und nun auch im Iran freigeschaltet werden sollen. (APA, 22.10.2013)