Aus moralischer Sicht ist die Empörung der Betriebsräte über die Auslagerung von rund 80 Flugbegleitern nach Asien verständlich. Schließlich ist es Aufgabe einer Belegschaftsvertretung, sich für eine möglichst gute Entlohnung aller Mitarbeiter einzusetzen.

Den harten ökonomischen Realitäten kann sich aber natürlich auch die AUA nicht entziehen. Das Unternehmen steht, wie es das Management richtigerweise einwendet, im internationalen Wettbewerb. Nur wenige Reisende sind bereit, 50 oder 100 Euro mehr für einen Flug hinzublättern, nur weil sie einer Airline mit Wiener Zentrale zugutekommen. Dass sich die Lufthansa seit der AUA-Übernahme 2008 eine goldene Nase verdient hätte, kann auch niemand behaupten. Die jährlichen Verluste lagen im Schnitt bei 60 Millionen Euro. Die AUA ist also noch immer ein Sanierungsfall. So ehrlich muss man sein.

Die Argumentation der Geschäftsleitung ist aber natürlich trotzdem scheinheilig. Es geht nicht in erster Linie darum, mehr Sprachkenntnisse in die Flugzeuge zu bringen. Die Auslagerungspläne gibt es, weil sie Einsparungen verheißen. Und: Mitarbeiter in Peking, Bangkok oder Delhi werden nicht in jeden in Österreich ausgerufenen Protest der Gewerkschaft begeistert einstimmen. Vorerst wird es daher für die Mitarbeiter schwierig, eigene Forderungen durchzusetzen und weitere Sparpläne abzuwenden. Zuerst muss der wirtschaftliche Turnaround geschafft werden. (Günther Oswald, DER STANDARD, 22.10.2013)