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Der Limburger Bischof, Tebartz-van Elst, wurde am Montag vom Papst empfangen. 

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Es ist eines der Lieblingsthemen des argentinischen Papstes. "Der Hang zum Geld zerstört die Persönlichkeit und die Familien", warnte Franziskus am Montag bei seiner Frühmesse. "Unser einziger Gott ist der Herr, nicht das Geld." Der Skandal der Diözese Limburg, deren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wenige Stunden später von Franziskus empfangen wurde, rückte das Verhältnis der katholischen Kirche zum Geld erneut ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Ein keineswegs lupenreines Verhältnis, das im Bestseller "Vatikan AG" von Gianluigi Nuzzi detailliert dokumentiert ist.

Im Mittelpunkt der Kritik stand über Jahrzehnte die anrüchige Bank mit dem unverdächtigen Namen Istituto per le opere religiose (IOR), deren Turbulenzen letzthin zum Rücktritt des Generaldirektors Paolo Cipriani und seines Stellvertreters Massimo Tulli führten. Beide mussten wenige Tage nach der Verhaftung eines hochrangigen Prälaten der vatikanischen Vermögensverwaltung ihren Hut nehmen. Beide pflegten enge Beziehungen zu dem verhafteten Nunzio Scarano, der wegen seines großzügigen Umgangs mit Bargeld unter dem Namen "Monsignor Cinquecento" bekannt war und der 20 Millionen Euro Schwarzgeld aus der Schweiz in die Vatikanbank bringen wollte.

Erste Bilanz der Vatikanbank

Der Skandal flog auf, noch bevor Papst Franziskus seine beabsichtigte Reform durchsetzen konnte. Erst wenige Tage vorher hatte er eine fünfköpfige Kommission eingesetzt, um die Tätigkeit der Bank zu durchleuchten und ihm einen Bericht vorzulegen. Der Wunsch nach Transparenz im geheimsten Winkel des Vatikans trug vor zwei Wochen erste Früchte: Das päpstliche Geldinstitut veröffentlichte zum ersten Mal in seiner 70-jährigen Geschichte einen detaillierten Geschäftsbericht.

Daraus ging hervor, dass das IOR seinen Gewinn 2012 auf fast 87 Millionen Euro vervierfacht hat. Mit der Veröffentlichung der Bilanz wollte der deutsche Präsident Ernst von Freyburg "Verschwörungstheorien aus der Welt schaffen." Das Signal dürfte den Druck auf andere Kurienbehörden erhöhen, ihren Haushalt offenzulegen.

In den wenigen Monaten seines Pontifikats musste Franziskus schon schwierigere Situationen bereinigen als jene des Bistums Limburg, die seit Wochen die Medien beschäftigt. Ende Juli köpfte er nach einem Finanzskandal die slowenische Kirche und entließ die beiden einzigen Erzbischöfe des Landes. Die abgesetzten Kirchenoberhäupter von Ljubljana und Maribor, Anton Stres und Marjan Turnsek, äußerten sich reumütig und zeigten Verständnis für das entschlossene Vorgehen des Kirchenoberhaupts.

Die finanziellen Fehlentscheidungen der beiden Bischöfe sollen der Erzdiözese Maribor Schulden in Höhe von 800 Millionen Euro beschert haben - nach unbestätigten Indiskretionen war die Summe doppelt so hoch. "Geld", sinnierte Franziskus unlängst öffentlich auf dem Petersplatz, "ist der Mist des Teufels."

In Limburg wird geprüft

In Limburg selbst heißt es derweil: abwarten und Kassen prüfen. Eine von der Deutschen Bischofskonferenz einberufene Kommission soll klären, warum die Kosten für den Bischofssitz von 5,5 auf möglicherweise 40 Millionen Euro explodiert sind und niemand vorher eingriff. Wann erste Ergebnisse vorliegen werden, ist noch unklar - ebenso, wie es nun mit Bischof Tebartz-van Elst weitergehen soll.

"Eine Rückkehr in das Bistum Limburg wird sicher ganz schwierig", sagt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Unter dem Druck der Affäre haben einige Bistümer (München, Essen, Speyer, Hamburg) begonnen, ihre Finanzen offenzulegen. So erfährt man, dass das Erzbistum Hamburg 35 Millionen Euro besitzt und an drei katholischen Spitälern beteiligt ist. In Speyer kamen durch langfristige Anlagen 46,5 Millionen Euro zusammen. (Gerhard Mumelter aus Rom & Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 22.10.2013)