"Es geht auch um die Methode, dass das nicht intern vorab diskutiert wurde", kritisiert Katharina Kucharowits die Parteikollegen.

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Über ihre Zukunftspläne ist sich Kucharowits noch nicht klar: "Im Moment freue mich darauf, Abgeordnete zu werden."

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Kucharowits über die SPÖ: "Wir haben das Image einer Pensionistenpartei, aber wir räumen damit sukzessive auf."

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Mit Katharina Kucharowits zieht eine der Zukunftshoffnungen der SPÖ ins Parlament ein. Die Vorsitzende der Jungen Generation will sich im Nationalrat vor allem für die Jugend und günstiges Wohnen einsetzen. Zwischen Werner Faymann und ihr gebe es "gegenseitige Wertschätzung", sagt sie im Interview mit derStandard.at. Das sei auch der Grund dafür, dass sie bei der Wahl auf Listenplatz fünf und damit weit vorn platziert wurde. Von einer SPÖ-Mitgliederabstimmung über einen Koalitionsvertrag hält Kucharowits nichts. "Ich bin keine Person, die sich öffentlich über Medien inszenieren muss", sagt sie zu diesem Vorschlag der Parteikollegen. Als nächste Laura Rudas sieht sich Kucharowits nicht: "Laura Rudas und ich sind ganz unterschiedliche Typen."

derStandard.at: Sie gelten als Zukunftshoffnung in der SPÖ. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Kucharowits: Ich habe mich selbst nicht so bezeichnet. Ich rede so, wie ich rede, und ich bin so, wie ich bin. Aber es gibt natürlich gewisse Spielregeln, das steht außer Frage. Ich bin Visionärin, und ich möchte vorankommen. Nicht ich als Person, sondern mit meinen Themen. Es geht darum, Wohnen auch für Junge leistbar zu machen. Man muss weg von der Generation Praktikum, und man braucht endlich Gleichberechtigung von Frauen. Vieles ist ja schon passiert, das möchte ich nicht wegreden. Jene, die mich als Zukunftshoffnung bezeichnen, können die Frage aber sicher am besten beantworten. Ich bin sicherlich sehr engagiert und kämpferisch und lasse nicht locker.

derStandard.at: Sie haben jetzt vom Wohnen bis zur Gleichberechtigung einige Themen aufgezählt, bei denen etwas verändert werden muss. Ist hier bisher zu wenig weitergegangen in der Regierung, in der ja auch die SPÖ beteiligt war?

Kucharowits: Es ist einiges passiert, aber wir brauchen immer noch mehr Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir sollten dorthin kommen, dass Väter in Karenz gehen. Finanzielle Gründe sollten das nicht verhindern oder ein bestimmtes Image. Dafür heißt es Stimmung machen und auch Rahmenbedingungen schaffen. Bei Jobs muss man ganz klar Nein zu unbezahlten Praktika sagen. Es ist schon schlimm genug, dass man etwa in berufsbildenden Schulen unbezahlte Praktika machen muss, aber wenn man ein fertiges Studium hat und dann von Praktikum zu Praktikum hüpfen muss, dann ist das ungerecht.

derStandard.at: Sie wollen sich im Parlament vor allem für die Jugend einsetzen. Ihre Partei ist bei den Pensionisten vorn und hat sich auch im Wahlkampf vor allem bemüht, Pensionisten anzusprechen. Soll sich das ändern?

Kucharowits: Die fünf Jugendorganisationen haben einen Jugendwahlkampf geführt. Der Wahlkampf der Partei war natürlich auf Stammwähler fokussiert, das ist nichts Schlechtes. Ich werde das immer wieder gefragt, wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Pensionistenverband.

derStandard.at: Sind Sie mit Ihrem Jugendwahlkampf tatsächlich durchgedrungen? Bei den Jungen ist ja nach wie vor die FPÖ die stärkste Partei.

Kucharowits: Irgendwann wollen wir mehr junge Menschen erreichen als 21 Prozent. Diesmal haben wir schon sieben Prozent mehr als beim letzten Mal bekommen. Das ist jetzt nicht der Megaschritt, aber das sind Teilerfolge. Wir haben das Image einer Pensionistenpartei, aber wir räumen damit sukzessive auf. Das dauert, aber in den acht Jahren, in denen ich aktiv bin, ist schon viel weitergegangen. Es war früher so, dass junge Kandidaten bei Wahlen sehr aussichtslos auf den Listen gereiht waren. Hier hat sich auf Gemeinde- und Landesebene sehr viel getan, auch auf Bundesebenen kommen jetzt neue Gesichter.

derStandard.at: SPÖ und ÖVP haben viel Kritik dafür bekommen, dass sie in den Teams für die Regierungsverhandlungen je nur zwei Frauen bestellt haben. Der Altersdurchschnitt des SPÖ-Teams liegt bei 56. Was halten Sie als Jugendpolitikerin von dieser Auswahl?

Kucharowits: Ich kenne alle, die hier mitverhandeln, und ich weiß, dass wir starke Frauenstimmen im Team haben. Das sind die beiden Ministerinnen Gabriele Heinisch-Hosek und Doris Bures, denen vertraue ich vor allem, was das Frauenpolitische betrifft. Es gibt auch Untergruppen, in denen unterschiedliche Altersgruppen vertreten sind. Ich glaube nicht, dass das ein Signal dafür ist, dass man auf junge Leute und auf Frauen pfeift.

derStandard.at: Trotzdem ist es eine Rückentwicklung. Früher waren schon einmal mehr Frauen in den Verhandlungsteams.

Kucharowits: Ich mache es nicht am Verhandlungsteam fest, sondern ich möchte schauen, was inhaltlich verhandelt wird.

derStandard.at: Am Wahlabend sind Sie von Kanzler Werner Faymann sehr herzlich begrüßt worden. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit dem Kanzler?

Kucharowits: Ich bin seit einem Jahr Vorsitzende der Jungen Generation. Wir haben uns im Rahmen des Präsidiums kennengelernt. Wir arbeiten gut zusammen, und da findet auch ein Austausch statt. Sonst wäre ich auch nicht so weit vorn platziert worden. Es gibt eine Wertschätzung von beiden Seiten.

derStandard.at: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie so weit vorn platziert wurden?

Kucharowits: Ich war bei der Volksbefragung zur Wehrpflicht sehr aktiv, das war auch meine Überzeugung. Ich habe mich schon letztes Jahr am Parteitag klar für ein Berufsheer deklariert und war mit unserer Organisation sehr aktiv unterwegs. Dadurch bin ich aufgefallen. Ich habe mich über die Platzierung sehr gefreut und hätte damit auch nicht gerechnet.

derStandard.at: Die Junge Generation fällt kaum damit auf, einmal gegen die Parteilinie zu sein. Sind Sie immer mit dem, was die Parteispitze macht, zufrieden?

Kucharowits: Wenn ich unzufrieden bin, drücke ich das in den gemeinsamen Gremien aus. Ich sitze im Präsidium und im Parteivorstand, wo genau dafür Platz ist. Wenn man ein Problem hat, dann kann man das dort thematisieren, das tue ich auch. Ich bin keine Person, die sich öffentlich über Medien inszenieren muss.

derStandard.at: Sie halten auch nichts davon, eine Mitgliederabstimmung über den Koalitionsvertrag mit der ÖVP zu machen, so wie das manche in Ihrer Partei fordern?

Kucharowits: Nein, ich unterstütze sie nicht, auch der Vorstand der Jungen Generation unterstützt sie nicht. Mir geht es gar nicht darum, dass man über das nicht diskutieren kann, aber der Zeitpunkt ist ein bisschen problematisch. Solche Dinge diskutiert man im Vorfeld eines Bundesparteitags, wo ein solcher Beschluss gefasst werden kann.

derStandard.at: Man könnte einen Sonderparteitag einberufen und dann darüber abstimmen.

Kucharowits: Es geht auch um die Methode, dass das nicht intern vorab diskutiert wurde. Wenn es vergangenes Jahr beim Parteitag einen Beschluss gegeben hätte, wo so etwas auch Thema war, dann würde die Welt anders ausschauen. Ich warte dieses Verhandlungsergebnis ab, und im Vorstand kann ich meine Meinung dazu äußern.

derStandard.at: Der SPÖ-Klub wird streng geführt. Es passiert sehr selten, dass ein Abgeordneter gegen den Rest des Klubs stimmt. Können Sie sich vorstellen, gegen etwas zu stimmen, das Ihnen komplett gegen den Strich geht?

Kucharowits: Meine Hoffnung ist, dass ich in eine solche Situation gar nicht komme. Ich sehe es als Aufgabe der Abgeordneten, in der Fraktion und im Ausschuss für die eigene Meinung einzutreten. Aber wenn die Mehrheit etwas anders beschließt, dann ist das so. Ich hoffe, solche Dinge im Vorfeld abwenden zu können.

derStandard.at: Sebastian Kurz, der in der ÖVP als Zukunftshoffnung bezeichnet wird, sagt immer, er will nicht dauerhaft in der Politik bleiben. Was sind Ihre Pläne?

Kucharowits: Ich bin dazu immer wieder gefragt worden. Ich weiß es nicht. Ich habe mich 2005 auch nicht mit dem Ziel engagiert, dass ich 2013 im Parlament sitze. Das ist Schritt für Schritt gegangen. Vielleicht bin ich länger in der Politik, vielleicht unterrichte ich auch irgendwann einmal. Da ist das, was ich leider noch offen habe: mein Studium.

derStandard.at: Haben Sie ein Ziel, bis wann Sie Ihr Studium abgeschlossen haben wollen?

Kucharowits: Es wäre natürlich toll, das in zwei Jahren zu schaffen. Was ich noch nicht weiß, ist, ob sich das tatsächlich ausgehen wird, abseits von Sitzungen im Parlament spielt sich ja noch viel mehr ab. Gerade in Mathematik ist die Prüfungsvorbereitung sehr aufwändig.

derStandard.at: Im Wahlkampf haben Sie die Bundesgeschäftsführung beim Bürgerkonvent und ihm Jugendwahlkampf unterstützt. Könnten Sie sich auch vorstellen, Bundesgeschäftsführerin zu werden?

Kucharowits: Im Moment freue ich mich darauf, Abgeordnete zu werden. Ich möchte mich mit meinen Themen reinhauen. Über eine Rolle als Bundesgeschäftsführerin denke ich wirklich nicht nach.

derStandard.at: In einem Porträt wurden Sie bereits als die neue Laura Rudas bezeichnet. Wie geht es Ihnen damit?

Kucharowits: Nicht schlecht, aber ich finde Laura Rudas und ich sind ganz unterschiedliche Typen.

derStandard.at: Wie meinen Sie das?

Kucharowits: Na ja, ich und Sie, wir sind ja auch nicht gleich. Das ist hochgeschrieben worden, die Laura war damals Jugendkandidatin, und jetzt bin es ich. Ich habe damit kein Problem, und ich weiß, dass Laura auch keines hat. (Lisa Aigner, derStandard.at, 21.10.2013)