Zwei Meldungen der vergangenen Woche haben nicht ganz jene Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient hätten. Eine betrifft die extrem beliebten Fettkekse Oreos (schwarz mit weißer Füllung, 60 Prozent Fett), die laut einer Studie der Uni Connecticut mindestens so abhängig machen wie Kokain.

Die andere handelt vom kaum weniger beliebten Dalai Lama, der sich jetzt in Mexiko dazu hinreißen ließ, für die Legalisierung von Marihuana Position zu beziehen - wenn auch "nur für medizinische Zwecke". Hintergrund: Mexiko, das in seinem Kampf gegen illegale Drogen auf ebenso verlorenem Posten steht wie der Rest der Welt, überlegt derzeit die Freigabe. Nun werden nicht nur Zyniker argumentieren, dass es nur logisch sei, wenn einer, der als wandelndes Opium für das Volk durchs Leben geht, auch für die Freigabe weicher Drogen agitieren wird. Bemerkenswert ist der Satz aber allemal.

Vor allem jedoch illustrieren die Episoden unsere grundsätzliche Verlogenheit in der Anti-Drogen-Politik: Einerseits dürfen mit den hoch additiven Suchtgiften Fett und Zucker Milliarden gescheffelt werden - auf Kosten der Weltgesundheit und unser aller Steuergeld. Andererseits müssen sich moderne, nominell aufgeklärte Demokratien mittlerweile sogar von einem deklarierten Halbgott an der Nase nehmen lassen, weil ihr Umgang mit Suchtmitteln schlicht und einfach von gestern ist. Das darf uns durchaus peinlich sein. (Severin Corti, DER STANDARD, 21.10.2013)