Schwerpunktausgabe
25 Jahre STANDARD

Von Katastrophen über Lifestyle, von schönen Features über Mord und Totschlag, von Sport bis Mode fand alles auf "meiner" Seite statt. Alles, was nicht Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft oder Kultur war. 1988 gab es nur diese vier Ressorts. Der Rest war Vermischtes. Die Seite hieß anfangs "Magazin". Und ich vermischte eine lockere Geschichte über die Garderobe von Margret Thatcher mit dem Robbensterben in der Ostsee, flocht den WM-Kader von Teamchef Josef Hickersberger - Prohaska fehlte gegen die UdSSR - mit der Geburtstagsfeier von Günter Brus zusammen. Das war die Ausgabe 007 am 12. Oktober, ich übte noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Konzept aber blieb: In der regulären Ausgabe 2 vom 20. Oktober gab es auf der Seite 8 ein 2:2 der UdSSR gegen Österreich, den 50. Geburtstag des Nylonstrumpfes und das Auftreten von Gehirnhautentzündung bei Kindern in Tirol.

Das Ressort hatte seinen Schreibtisch am Gang vor der Kultur auf dem Weg zum Klo. Die anderen Ressorts waren so mit sich beschäftigt und die Chefredaktion so mit den anderen Ressorts, dass das "Magazin" weitgehend unbehelligt blieb. So konnte ich den in vielerlei Hinsicht unvergleichbaren Christian Hackl verpflichten, den ich aus gemeinsamen "Wiener"-Zeiten kannte und der die sportliche Seite abdecken sollte. Es war kein Fehlgriff, Hackl wütet heute noch im Sport. Nach nicht einmal einem Jahr waren wir aber getrennt: Und das war gut so.

Es stellte sich heraus, dass die Leser mehr Sport wollten, auch wenn sich dieser mit der Kultur eine Seite teilen musste. Sie wollten sogar Ergebnisse. Und sie wollten mehr und eine ernsthafte Chronik: Die Leichtathletik WM und die Mordschwestern aus Lainz passten nicht auf eine Seite. Hackl und ich wurden professionalisiert. Wir bekamen beide Chefs, die wenigstens ansatzweise etwas von ihrem Job verstanden. Johannes Skocek hieß der eine, Otto Ranftl der andere. Dass es dennoch nicht allzu routiniert wurde, dafür sorgten wir mit Inbrunst, Hackl im Sport, ich viele Jahre in der Chronik, später in der Politik. (Michael Völker, DER STANDARD, 19./20.10.2013)