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Aus 260 Lehrberufen den richtigen zu wählen ist nicht einfach, hat aber weitreichende Auswirkungen.

Foto: APA/Pessenlehner

Mit der dualen Lehrlingsausbildung ist Österreich neben Deutschland europaweit Vorbild. Dieses Modell aus praktischer Lehre und Berufsschule ist laut Wirtschaftskammer mit ein Grund, weshalb die Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich niedrig ist.

In Österreich können Jugendliche aus 260 verschiedenen Lehrberufen wählen. Der Großteil der Mädchen (rund 50 Prozent) entscheidet sich aber für Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau oder Friseurin. 40 Prozent der Burschen wählen Metalltechnik, Elektrotechnik oder Kraftfahrzeugtechnik für ihre Lehre. Dementsprechend schwierig ist es für Lehrstellensuchende, für diese Berufe auch einen Ausbildungsplatz in einem Unternehmen zu bekommen.

Mangel an Bewerbungen

Laut Arbeitsmarktservice (AMS) standen 2012 rund 370 offene Lehrstellen im Einzelhandel über tausend Suchende gegenüber. Wohlgemerkt: Nur 60 Prozent der Lehrstellen werden auch durch das AMS vermittelt. Für andere Lehrberufe wiederum gibt es einen Mangel an Bewerbungen – allen voran Lehrstellen im gesamten gastgewerblichen Bereich. Aber auch bei Zahnarztassistenz, Tischlerei, Zimmerei oder Fleischerei gibt es weniger Interessenten als offene Stellen.

Dabei würden gerade ungewöhnliche Lehrberufe sich mehrfach lohnen. Neben dem leichteren Finden einer Lehrstelle ist auch die Lehrlingsentschädigung meist überdurchschnittlich. Und das Einstiegsgehalt als ausgelernte Fachkraft liegt deutlich höher als in den klassischen Berufen.

Kompetenzen gefragt

Unternehmen wiederum beklagen, dass sie Schwierigkeiten hätten, passende Lehrlinge, die über ausreichende Grundkenntnisse in Rechnen, Schreiben und Lesen sowie über soziale Kompetenzen verfügen, zu finden. Tatsache ist auch, dass die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, rückläufig ist. Derzeit beginnen jährlich noch knapp 40.000 eine Lehre, laut Wirtschaftskammer werde sich diese Anzahl in den nächsten Jahren aber fast halbieren. Der Trend zu höherer Bildung, aber auch die geburtenschwachen Jahrgänge machen sich bemerkbar.

Die Lehre hat aber auch ein Imageproblem. Denn auch wenn laut Umfrage der Wirtschaftskammer der Großteil der Lehrlinge mit dem erlernten Beruf zufrieden ist, so beklagen Fachkräfte doch neben dem geringen Ansehen in der Gesellschaft vor allem die eingeschränkten Möglichkeiten, sich beruflich weiterzubilden.

Um die Attraktivität zu verbessern, soll auch die Durchlässigkeit zu höherer Bildung weiter verbessert werden. Die Möglichkeit, neben der Lehre auch die Matura zu machen, ist dafür ein erster Schritt. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 19./20.10.2013)