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Ob Forint oder Krone: In Osteuropa rollt der Rubel wegen des Rückzugs der westlichen Banken nicht mehr.

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Washington/Wien - Der Internationale Währungsfonds sieht die wirtschaftliche Stabilität in Ost- und Südosteuropa trotz der Erholung in der Eurozone kritisch. Von einer Straffung der US-Gelpolitik ausgehende finanzielle Turbulenzen, faule Kredite und eine rückläufige Darlehensvergabe durch die westlichen Banken belasten die Konjunktur, schreibt der IWF in einem aktuellen Bericht.

Der Fonds konstatiert, dass die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Anstatt eines durchschnittlichen Wachstums von fünf Prozent im Jahr, wie es im Frühjahr 2008 noch prognostiziert worden war, kamen 0,5 Prozent heraus. Der Grund dafür lag vor allem in der Finanzkrise, die in der Region eine Anpassung des vorangegangenen Investitionsbooms bewirkte. Auch die Lücken in der Finanzierung, bei der heimische Banken eine zentrale Rolle spielen, haben zur Flaute beigetragen. Auch in Zukunft rechnet der Währungsfonds mit scharfen Kreditbedingungen, durch die Investitionen gedämpft werden. Das hänge auch mit der Vorgabe zusammen, die Ausleihungen stärker durch lokale Einlagen zu refinanzieren. Mit entsprechenden Auflagen für die heimischen Institute hat die österreichische Bankenaufsicht vor Jahren für Aufregung gesorgt.

Hohe Ausfallraten

Mit ausschlaggebend für die rückläufigen Darlehen sind die hohen Ausfallsraten in der Region: Diese sind laut IWF auf 14 Prozent angestiegen, wobei einige Länder wie Rumänien, Slowenien oder Albanien faule Kredite von um die 20 Prozent aufweisen. In einer Fußnote merken die Analysten an, dass die Rate de facto noch höher liegen könnte, weil die Probleme in den Büchern nicht komplett dargestellt würden. Besser schneiden hier andere für die heimischen Banken wichtige Märkte wie Tschechien, die Slowakei oder Russland ab, wo notleidende Kredite einen Anteil von rund fünf Prozent haben. Für besonders verwundbar halten die Experten Länder mit hohen Schulden und Defiziten, zu denen Ungarn, Slowenien, Kroatien und Serbien gezählt werden.

Neben den finanziellen Rahmenbedingungen machen Ost- und Südosteuropa auch die hohen Auswanderungsraten zu schaffen. Am stärksten sind Albanien, Moldavien, Litauen und Lettland von der Abwanderung betroffen, die in diesen Ländern ein bis 1,5 Prozent der Bevölkerung im Jahr ausmacht. Einen, wenngleich deutlich niedrigeren, positiven Saldo verzeichnen Russland, Slowenien und Tschechien. Der IWF betont, dass sich die Abwanderung nicht nur negativ auf die Zahl der Arbeitskräfte, sondern auch auf die Geburtenrate auswirkt, weil vor allem Jüngere ihre Heil im Ausland suchen.

Die hohen Arbeitslosenraten - Spitzenreiter ist Mazedonien mit gut 30 Prozent - werden auf die niedrige Unternehmensprofitabilität und Flexibilität der Arbeitsmärkte zurückgeführt. (as, DER STANDARD, 18.10.2013)