Wien - Ökostrommuffeln dürfte die Zornesröte ins Gesicht schießen. Sie müssen wie alle anderen Haushalte und Betriebe mehr für grünen Strom zahlen, auch wenn ihnen Wind, Sonne und Biomasse egal sind. Allein von heuer auf nächstes Jahr erhöht sich der Ökostromzuschlag, der in Form einer solidarischen Umlage mit den Netzgebühren eingehoben wird, um fast ein Drittel.

Weil immer mehr geförderter Ökostrom aus der Steckdose kommt, muss ein österreichischer Durchschnittshaushalt, der pro Jahr 3500 Kilowattstunden (kWh) verbraucht, im nächsten Jahr rund 83 Euro an Ökostromumlage zahlen. Heuer waren es nicht ganz 65 Euro, 2012 kam man noch mit 39,20 Euro über die Runden.

Den Plafond sieht Martin Graf, Geschäftsführer der Regulierungsbehörde E-Control, 2017 mit einem Ökostromzuschlag von 100 Euro erreicht. Weil in den darauffolgenden Jahren mehr und mehr Anlagen aus dem Förderregime herausfallen, sollte die Belastung sukzessive sinken, wie Graf am Mittwoch bei der Präsentation des Ökostromberichts 2012 sagte.

Haushalte abgesichert

Die 100 Euro Zusatzkosten pro Haushalt für Ökoenergie seien gut abgesichert, sagte Graf. Weil mit der Ökostromumlage die Differenz zwischen Marktpreis und den in Österreich 13 Jahre lang garantierten Einspeisetarifen abgedeckt wird, würde die Belastung nur dann sinken, wenn der Marktpreis für Strom steigt. Darauf deute im Moment aber nichts hin.

Im Vergleich zu Deutschland hält sich die Belastung der Konsumenten in Österreich in Grenzen. Ein deutscher Durchschnittshaushalt muss 2014 fast dreimal so viel Ökostromumlage zahlen, nämlich 230 Euro pro Jahr. Erst am Dienstag wurde die EEG-Umlage (EEG: Erneuerbares Energien Gesetz; Anm.) von 5,30 auf 6,24 Cent je kWh erhöht. In Österreich, wo die Ökostromförderung im Gegensatz zu Deutschland gedeckelt ist, sind es nicht ganz 1,5 Cent/kWh.

Trotz eines um 1,2 Prozent höheren Stromverbrauchs ist der Anteil des geförderten Ökostroms in Österreich 2012 von 9,9 auf elf Prozent gestiegen. Die größten Zuwächse gab es bei Windkraft, Kleinwasserkraft und Fotovoltaik. Durch die zusätzlichen Ökostrommengen ist das Vergütungsvolumen um 75 Mio. auf 657 Mio. Euro gestiegen (siehe Grafik). Das ist die Summe der ausbezahlten staatlich garantierten Einspeisetarife inklusive dem Marktpreis für Strom. Zieht man den Marktpreis ab, kommt man für 2012 auf 363 Mio. Euro (plus 17,9 Prozent), die tatsächlich als Ökostromförderung zu werten sind.

Investitionsförderungen

Das angestrebte Ziel eines 15-prozentigen Anteils von gefördertem Ökostrom an der Gesamtproduktion elektrischer Energie bis 2015 werde angesichts bisher bekannter Ausbauprojekte "sicher übererfüllt", sagte Graf. Bis auf Windkraft sieht Graf keine Unterstützungsnotwendigkeit für andere Erneuerbare. Die nächste Novelle des Ökostromgesetzes solle man nützen, von Einspeisetarifen wegzukommen und auf Investitionsförderung zu switchen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 17.10.2013)