In Fragen Installation hat sich bei Ubuntu 13.10 wenig getan, allerdings ist ein neuer Dialog zur Einrichtung von Ubuntu One hinzugekommen.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Alternativ dazu gibt es wie immer die Möglichkeit ein Upgrade von einer älteren Version durchzuführen. Im Test funktionierte dies auch tadellos.

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Der Desktop präsentiert sich wie von früheren Versionen gewohnt, lediglich das neue Wallpaper weist auf eine neue Release hin.

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Zentrales neues Feature sind die "Smart Scopes", die Online-Informationen in die Dash-Suche integrieren.

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Nicht immer liefert dies auf den ersten Blick relevante Ergebnisse. Die Fülle der von Haus aus installierten "Scopes" kann zudem schon mal etwas zu viel sein. Wer will kann aber einzelne Quellen gezielt abschalten.

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Die Detailansicht präsentiert dann überblicksartige Informationen, für weitere Details muss man dann doch wieder dem Link zum Browser folgen.

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Neu hinzugekommen ist ein Keyboard-Indicator zum raschen Wechsel zwischen verschiedenen Tastaturbelegungen.

 

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Die Bilderverwaltung Shotwell ist bereits in der eben erst veröffentlichten Version 0.15 mit dabei. Im Bild der Anzeigemodus samt einfachen Bearbeitungsfunktionen.

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Auch der Firefox 24 ist aktuell, was leider auf viele andere Komponenten - vor allem aus der GNOME-Welt - nicht zutrifft.

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Der neue Displayserver Mir lässt sich alternativ zu X.org benutzen, grafische Unterschiede gibt es danach natürlich nicht, werkt dieser doch im Hintergrund. Allerdings sind noch so manche funktionelle Defizite in Kauf zu nehmen.

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Was einst als reines Desktop-Linux begonnen hat, soll in der Zukunft praktisch überall zu finden sein: Ubuntu am Fernseher, Ubuntu am Server, Ubuntu am Smartphone - so zumindest die Vorstellung des hinter der Distribution stehenden Softwareherstellers Canonical.

Ausblick

Ob dies gelingt, gilt es abzuwarten, immerhin ist die Vorstellung des derzeit im Fokus von Canonical stehenden Ubuntu Phone gerade erst mal einige Monate her. Die langfristige Vorstellung des in London residierenden Unternehmens ist es jedenfalls, dass ein auf der selben Softwarebasis aufsetzendes Ubuntu auf all den unterschiedlichen Geräteklassen laufen soll.

Ubuntu 13.10

Nun gibt es mit Ubuntu 13.10 "Saucy Salamander" eine neue Version der Distribution, deren Desktopvariante in Folge näher betrachtet werden soll. Dies nicht zuletzt unter dem Blickwinkel, wie sich die aktuellen Umbauten auf die Softwaresammlung auswirken, und wie weit man in diesem Bestreben bereits fortgeschritten ist.

Installation

Wie gewohnt stehen Varianten für 32- und 64-Bit x86-Rechner zur Verfügung, die beide etwas unter 900 MB groß sind und von USB-Stick oder DVD installiert werden können. Die Einrichtung des Systems verläuft Ubuntu-typisch äußerst flott, Probleme traten im Test nicht auf.

Ubuntu One

Im Vergleich zur Vorgängerversion ist allerdings auch nur eine einzige Änderung am Installationsvorgang bemerkbar: Canonicals Cloud-Service Ubuntu One, der den NutzerInnen fünf GB kostenloser Speicherplatz zur Synchronisierung und als Datenspeicher bietet, kann gleich an dieser Stelle eingerichtet werden. Auch das Anlegen neuer Accounts ist direkt in den Installer integriert. Eine durchaus sinnvolle Verbesserung, die für Canonical wohl zudem den Vorteil hat, dass wesentlich mehr NutzerInnen mit dem eigenen Service in Berührung kommen, als es sonst der Fall wäre.

Alles wie gehabt

Am Desktop angekommen, sind zunächst einmal keine großen Änderungen gegenüber dem Vorgänger festzustellen, wenn man einmal vom neuen Bildschirmhintergrund absieht. Die Neuerungen machen sich erst beim Aufruf der Suchfunktion im Unity Dash bemerkbar: Sind dort doch die sogenannten "Smart Scopes" hinzugekommen.

Smart Scopes

Ursprünglich schon für Ubuntu 13.04 vorgesehen gewesen, verbirgt sich dahinter die Integration einer Fülle von Webservices direkt in die Desktopsuche. Wer also nach einem einzelnen Begriff sucht, bekommt dann auch Ergebnisse von Wikipedia, The MovieDB, AskUbuntu, Google News und vielen mehr. Auch das schon früher integrierte Amazon darf natürlich nicht fehlen.

Aufbau

Die Umsetzung ist allerdings nur zum Teil gelungen. So werden all die unterschiedlichen Quellen mit Miniaturgrafik und einem Begriff darunter - meist der gesuchte - präsentiert. Woher ein Ergebnis stammt oder wie nützlich es sein wird, erschließt sich nur selten. Auch scheint die Reihung nicht immer sonderlich relevant. Zumindest verspricht Canonical, dass das System mit der Zeit vom Verhalten der NutzerInnen lernen soll.

Vorschau

Ein Klick auf die Vorschau liefert dann eine Detailansicht, über Pfeiltasten oder Maus kann direkt zu den anderen Ergebnissen gewechselt werden. Das ist durchaus hübsch gemacht, ist aber natürlich immer nur als "Anreißer" zu verstehen, für einen vollständigen Wikipedia-Artikel muss dann erst recht wieder auf den darunter stehenden Link geklickt werden, um diesen im Browser zu öffnen.

Nützlichkeit

Insofern muss natürlich jeder für sich selbst beurteilen, wie nützlich diese Infoquellen im eigenen Alltag tatsächlich sind. In vielen Fällen führt eine traditionelle Suche im Browser wohl schneller zu Ergebnissen. Wobei das Problem ein stückweit daran liegt, dass Ubuntu von Haus aus sehr viele dieser Scopes aktiviert hat. Das Deaktivieren nicht erwünschter Quellen funktioniert aber zum Glück recht einfach. Wirklich hilfreich ist die Integration von Onlinequellen in den Dash denn auch vor allem für die Anbindung an privat genutzte Services wie Flickr oder Google Drive. Die dort abgelagerten Fotos direkt über den Desktop suchen zu können, ist eine durchaus interessante Funktion, auch wenn das nicht für alle Services wirklich neu ist.

Abschalten

Was allerdings auch auffällt: Schneller wird die Dash-Suche durch all die Onlinesuchen nicht gerade, es kann schon einmal ein paar Sekunden dauern, bis alle Ergebnisse angezeigt werden. Zumindest werden aber die lokalen Ergebnisse gleich dargestellt. Und wer mit den Onlineverknüpfungen im Desktop prinzipiell nichts anfangen kann, der kann diese Funktion zumindest zentral deaktivieren. Dies gilt insbesondere für all jene, die kein gutes Gefühl dabei haben, all die am Desktop eingegebenen Suchbegriffe an eine Fülle von Onlineservices weiterzureichen - auch wenn Canonical versichert, dass dies nun wirklich alles hundertprozentig anonym passiert.

Vermischtes

Ansonsten gibt es wenig sichtbare Neuerungen am Unity-Desktop zu berichten: Es gibt jetzt einen Keyboard-Indikator, über den rasch im Panel zwischen verschiedenen Tastaturbelegungen gewechselt werden kann. Zudem ist während der Nutzung von Alt+Tab nun die Maus nutzbar, um auf diesem Weg zu einem anderen Fenster zu wechseln.

Performance

Wirklich erfreulich ist, das Unity auf so manchen Rechnern nun deutlich flotter sein sollte. Dies ist einerseit auf Optimierungen am Window Manager Compiz zurückzuführen, vor allem aber auf aktuelle Verbesserungen bei Treibern und Grafikbibiliotheken im Linux-Umfeld. Gerade aktuelle Systeme mit Intel Haswell On-Board-Grafik bekommen einen ordentlichen Performanceschub.

Wechsel

Und wenn wir schon beim Thema wären: Eigentlich sollte mit Ubuntu 13.10 der Wechsel von X.org auf Canonicals eigenen Displayserver Mir erfolgen. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Zusammenführung von Ubuntu Desktop und Phone, kommt bei letzterem doch ausschließlich Mir zum Einsatz. Doch dieser Schritt muss noch warten: Relativ knapp vor der Release hat sich Canonical gegen diesen Wechsel entschlossen.

Probleme

Grund dafür sind diverse verbliebene Defizite, etwa im Multimonitorbetrieb, die für zahlreiche NutzerInnen negative Auswirkungen im Alltag gehabt hätten. Auch die Performance mit Mir ist derzeit noch schlechter als unter X.org. Insofern eine durchaus richtige Entscheidung, mit Ubuntu 14.04 soll dieser Wechsel dann aber tatsächlich erfolgen, so zumindest das aktuelle Versprechen.

XMir

Aktuell geht es dabei übrigens ohnehin nicht um eine "reines" Mir, sondern um die Kombination mit XMir, wodurch der Einsatz von klassischen X.org-Anwendungen unter Mir möglich wird. Erst mit Ubuntu 14.10 soll dann der Wechsel auf ein pures Mir erfolgen. Nicht zuletzt unter dem Blickpunkt der aktuellen Verschiebungen aber auch der Mir-Ablehnung aller anderen großen Mitspieler im Linux-Umfeld trotzdem ein durchaus als "ambitioniert" zu bezeichnender Zeitplan.

Ausprobieren

Wer trotzdem schon mal mit Mir herumspielen mag, kann den Wechsel recht einfach vollziehen, die Installation des Pakets "unity-system-compositor" reicht aus. Dies funktioniert im Test denn auch so weit bereits ganz ordentlich, von den bekannten Defiziten einmal abgesehen. Wer nach dem Wechsel keinen Unterschied feststellen kann, liegt ganz richtig: Immerhin geht es hier um einen Grafik/Displayserver und nicht um eine Desktopoberfläche, im Optimalfall sollte alt und neu also identisch aussehen.

Einschränkungen

Weitere Informationen zur Installation von Mir unter Ubuntu 13.10 finden sich im Ubuntu Wiki. Erwähnt sei noch, dass der neue Display Manager derzeit nur mit freien Treibern funktioniert, wer die proprietären Treiber von AMD oder Nvidia einsetzt, braucht es also gleich gar nicht ausprobieren.

Softwareauswahl

In Fragen Softwareausstattung fällt zunächst das Update einiger GNOME-Komponenten von Version 3.6 auf 3.8 auf, etwa beim Dateimanager Files / Nautilus. An das aktuelle GNOME 3.10 hat man sich hingegen noch nicht herangewagt. Im Gegensatz zum Vorgänger - bei dem zumindest einige Komponenten auf dem aktuellen Stand waren - übrigens durchgängig.

Ausblick

So wie es aussieht dürfte sich das auch für das kommende Ubuntu 14.04 nicht ändern. Canonical will nach den aktuellen Überlegungen noch ein weiteres Mal bei GTK+ / GNOME 3.8 bleiben. Der Gedanke dahinter: Es handelt sich bei der nächsten Version wieder um eine "Long Term Support"-Release, die man fünf Jahre lang mit Updates versorgen will. Und da kommt es sehr zupass, dass die kommende Ausgabe von Red Hats Enterprise Linux mit GTK+ 3.8 / GNOME 3.8 ausgeliefert werden soll, man also bei einer Versionsübereinstimmung direkt von Red Hats Wartungsarbeiten profitieren könnte.

Firefox und mehr

Zu den weiteren Softwareupdates gehört Firefox 24, der das Rennen um die Wahl als Defaultbrowser gegen Chromium gewonnen hat. Ein entsprechender Vorschlag wurde - zum wiederholten Male - verworfen. Als Office-Suite gibt es LibreOffice 4.1.2.3, die Bildbearbeitung Shotwell 15 hat es in letzter Minute auch noch in der aktuellen stabilen Version in den Desktop geschafft. Unter der Haube gibt es den Kernel 3.11 sowie die Version 1.10 des Bootsystems Upstart, das nun auch von Haus aus für das Management der User Session zuständig ist. Cups 1.7.0 und Python 3.3 runden die aktualisierte Softwareausstattung ab.

Fazit

In Summe ist Canonicals aktueller Fokus auf Ubuntu Touch unübersehbar: Hat schon Ubuntu 13.04 nur wenige Änderungen gebracht, gilt dies für Ubuntu 13.10 im noch verstärkten Ausmaß. Bis auf die Unity Scopes hat sich eigentlich kaum etwas wirklich Bemerkenswertes getan.

Stabil

Dies muss freilich nicht notwendigerweise schlecht sein, immerhin erweist sich "Saucy Salamander" als eine sehr stabile Ausgabe von Ubuntu. Die Aktualisierung der Softwareausstattung und nicht zuletzt die damit einhergehenden Performanceverbesserungen lohnen das Update von der Vorgängerversion - dem die NutzerInnen angesichts der vor einigen Monaten vorgenommenen Verkürzung des Supportzeitraums aber ohnehin nicht auskommen. All zu viel Neues sollte man sich halt nicht erwarten. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 16.10.13)