Der eine hackelt sich blöd, während der andere seiner Sucht frönt. Rauchpausen seien jedem gegönnt, das Ansinnen der Brötchengeber, diese von der Arbeitszeit abzuziehen, ist aber nachvollziehbar. Rechnet man Zug um Zug zusammen, wird ein Nikotin-Junkie schon auf die eine (oder andere?) Stunde kommen, während deren der Arbeitsplatz verwaist zurückbleibt.

Und die Nichtraucher? Für die heißt es in dieser Zeit nicht nur, mit schiefem Blick aus dem Fenster auf die Pausenkaiser zu schielen, sondern nebst eigenen Aufgaben auch die liegengebliebenen der rauchenden Zunft zu erledigen. Soll heißen: Telefon abheben, Gäste vertrösten, Post entgegennehmen. Und wer entlohnt die Mehrarbeit zugunsten der Qualmer? Die sind ja ohnehin schon privilegiert: schädigen das Gesundheitssystem und somit die Allgemeinheit, ohne dafür höhere Beiträge zu leisten.

"Wo führt das hin, wo hört das auf? Muss nach der Rauch- auch vor der Pinkelpause die Stechuhr gestellt werden?", werfen Diskutanten ein. Nein! Denn es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Notdurft und Genussverlangen. Und was ist mit jenen (wenigen), die zwar nicht rauchen, für die aber die echte Arbeitszeit eher die Pause zu unterbrechen scheint als umgekehrt? Gutes Argument, aber keines der Arbeitszeit, sondern der Leistungsbereitschaft, ihrer Wertschätzung und Entlohnung. Und das meint ein bekennender Raucher. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 16.10.2013)