1986 war das Ende der Beulen. BMW bringt mit dem E30 das erste 3er Cabrio – bügelfrei. Ja, das Baur-Cabrio, mit seinen Seitenwänden, lassen wir da generös außen vor. Auch wenn man daran noch deutlicher erkennt, wie kompliziert es damals war, einen wirklich offenen Viersitzer zu bauen. Erinnern wir uns recht, war der bügelfreie 3er sogar einzigartig in der Mittelklasse.

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Die Begeisterung war groß – obwohl manche potentielle Kunden noch eher skeptisch waren. Denn was schützt bei einem Überschlag? Sorgen um zu geringe Steifigkeit waren dagegen eher die Ausnahme. Vor allem, weil er als 325er, mit seinem 170 PS starken Reihen-Sechszylinder, ziemlich sportlich war. Erst 1997 stellte BMW dem Cabrio mit dem 320i einen kleinen Bruder zur Seite.  Ein Jahr später den M3, von dem nur ein paar hundert Stück gebaut wurden.

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Geschichte geschrieben hat das 3er Cabrio sofort. Nicht nur, weil es bei seiner Präsentation auf der IAA das erste Cabrio von BMW war, das die 15-jährige Oben-Ohne-Phase beendete. Schnell zogen andere Autobauer nach und wollten ihren Viersitzer ebenfalls bügelfrei haben. Die meisten schafften das auch – denken wir da an den Saab 900 –, andere nicht – da denken wir an den Escort, der auch in seiner letzten Auflage, 1995, noch mit Henkel gebaut wurde.

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Inzwischen geht es nicht mehr darum, ob mit oder ohne Bügel. Sogar ob Stoff- oder Metall-Klappdach ist bei allen Herstellern vorwiegend eine Frage des Geschmacks. Je nachdem, ob man mehr Roadster- oder Alltagsauto-Feeling haben möchte. BMW will Alltag und verbaut ein dreiteiliges Faltdach, bei dem auch gleich die Geräuschdämmung verbessert wurde.

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Das neue 3er Cabrio heißt natürlich 4er. Wie auch schon das Coupé. Weil sie breiter sind, eine größere Spurweite haben und einen längeren Radstand. Vom Design her gesehen aber: eindeutig ein 3er. Also keine Überraschungen für Coupé-Kenner.

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Für Mercedes-Kenner auch nicht neu, der Nackenwärmer. Jetzt bläst das 4er Cabrio den Passagieren auch warme Luft ums Gnack. Die Luft strömt direkt aus dem Sitz, auf dem auch der Gurt befestigt ist. Ach ja: Die Sitze sind nun serienmäßig elektronisch verstellbar. Abstriche muss man nur beim Blechdach machen: Denn nur bis 18 km/h funktioniert die Elektronik, die den Deckel des Cabrio in rund 20 Sekunden öffnet oder schließt.

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Mit drei Motoren geht das 4er Cabrio an den Start: Da wäre der feine Sechszylinder-Benziner 435i mit 306 PS, der Vierzylinder-Benziner 428i mit 245 PS und der Vierzylinder-Diesel 420d mit 184 PS. Geschaltet wird entweder manuell über ein Sechs-Gang-Getriebe oder automatisch mit acht Gängen. Bis zum März 2014 werden die Autos bei den Händlern stehen – und ja, sie werden teurer sein als die aktuellen 3er Cabrios.

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Dafür bekommt man dann aber ein alltagstaugliches Cabrio mit einem bis zu 370 Liter großen Kofferraum, wobei man größere Gegenstände auch über eine Luke in der Rücksitzlehne durchstecken kann. Natürlich ist BMW um Spriteffizienz bemüht und bietet neben dem Eco-Pro-Modus auch Rekuperation und eine Stopp-Start-Funktion an. Mit dem Automatikgetriebe kann der 4er dann auch segeln.

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Das Connected Drive-Angebot weitet BMW auch gleich aus. Dabei können nun Assistenzsysteme und Dienstleistungen auch nach dem Kauf nachgerüstet werden – einige davon sogar befristet.

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Beim E30 war das höchste der Infotainment-Gefühle ein lautes Radio. Bastler – oder sagen wir Tuner, haben es dabei aber nicht bewenden lassen und gut erhaltene, originale 3er Cabrios aus den 80er-Jahren sind seltener als Skandale im Sperrbezirk. „Ich will Spaß, ich geb Gas" – werden aber auch noch heute ein paar Fahrer im 3er Cabrio singen. Selbst wenn das jetzt ein 4er ist – und auch wenn man's Benzin schon lange nicht mehr um 2 Mark 10 (1,07 Euro) bekommt. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 15.10.2013)

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