Bregenz - Der Priestermangel, die Einbeziehung der Frauen, die Zukunft der Gemeinden und die Frage, wie man die Bischöfe zum Zuhören bewegen kann, waren zentrale Themen, die Reformbewegungen in der katholischen Kirche von 10. bis 12. Oktober bei ihrem ersten internationalen Vernetzungstreffen in Bregenz diskutierten. Der Einladung von Helmut Schüller, Sprecher der österreichischen Pfarrer-Initiative, und Markus Heil, Sprecher der Pfarrei-Initiative Schweiz, folgten rund 30 Teilnehmer aus sechs Ländern, darunter auch Australien und USA.

Der Sprecher der deutschen Pfarrer-Initiative, Klaus Kempter, betonte, die Reformgruppen seien ein legitimer Ort für Gespräche über die Zukunft der Kirche, hier müsse es bei den Bischöfen einen Lernprozess geben. Er hoffe, dass diese ihre Angst ablegten und ihrem Herzen folgten. Erneut forderten die Initiativen die Beteiligung von Frauen. "Dass Frauen nicht ordiniert werden können, ist eine Schande für die Kirche und eine Riesenungerechtigkeit", so Martha Heizer. "Frauen sollen mitbestimmen - bei der Familiensynode, bei der nächsten Papstwahl", verlangte auch Deborah Rose-Milavec, Direktorin der US-amerikanischen Initiative "future church".

Ähnliche Anliegen weltweit

Es habe sich rasch gezeigt, dass die Anliegen der Teilnehmer aus aller Welt dieselben seien, sagte Schüller. Eine Dachorganisation habe man nie gründen wollen, es gehe um Vernetzung: "Wir sind ein Netzwerk der Netzwerke", so Schüller. So stärkten sich die Initiativen gegenseitig den Rücken. "Es gibt Druck auf uns, die wir aktiv sind", erklärte Heil. Gemeinsam wolle man dem Machtmissbrauch - etwa wenn Priester wegen ihres Engagements ihr Amt nicht mehr ausüben dürften - entgegentreten. "Wir rennen gleichzeitig gegen Mauern und offene Türen ein." Nach dem Treffen gebe es nun "eine lange Liste" an Ideen, die man abarbeiten wolle.

Mehr Mitwirkung der Gläubigen

Inhaltlich Thema war etwa die strenge Kirchenhierarchie. Man wolle teilhaben an der von Papst Franziskus propagierten kollegialen Kirchenführung, also dass die Bischöfe auch die Gläubigen daran mitwirken lassen. "Wir sind mit dem sogenannten Dialog in der Kirche extrem unzufrieden", so Schüller. Die Tiroler Kirchenkritikerin Martha Heizer beklagte, dass die Betroffenen kein Mitspracherecht hätten. "Das wollen wir uns einfach nicht länger gefallen lassen", sagte sie.

Dialog mit Bischöfen

An einem Leitfaden für den Dialog mit den Bischöfen wird gearbeitet. Schon bei der von Papst Franziskus einberufenen Familiensynode will man sich Gehör verschaffen. "Wir überlegen noch, wie", so Schüller. Man habe die Sorge, ob die knappe Vorbereitungszeit ausreiche, damit dort alle Anliegen gehört werden könnten. Auch dafür habe man einen Fahrplan abgesteckt, hieß es. Dabei geht es den Initiativen etwa um den Umgang der Kirche mit Menschen in zweiter Ehe.

Der Priestermangel und der Umgang der Kirche damit beschäftigte die Teilnehmer intensiv: In Irland werde es bald nur mehr eine Handvoll Priester geben, nur wenige Junge kämen nach. Die übrigen würden bis ins hohe Alter herangezogen, "ein schrecklicher Missbrauch alter Männer", so der irische Pater Tony Flannery, "aber die Kirche ist nicht gewillt, darüber zu diskutieren". Die US-amerikanische Nonne Christine Schenk von "future church" berichtete von Kirchenschließungen und aufgelösten Pfarren. "Es ist das erste Recht eines Christen, die Frohbotschaft zu hören. Wir werden nicht aufgeben, bis jeder einmal die Woche die Messe hören kann", gab sie sich kämpferisch. Besprochen wurden etwa Ideen, wie in den Gemeinden neue Formen der Leitung entwickelt werden können. (APA, 11.10.2013)