STANDARD: Die Hochwasser im Sommer haben die Forderung der Feuerwehren nach Entgeltfortzahlungen wieder aufkommen lassen. Ist der Bund nun bereit, Arbeitgeber finanziell zu unterstützen, die Mitarbeiter für Einsätze freistellen?
Kern: Die Forderungen wurden abgeschmettert. Wir haben das Thema beim Hochwassergipfel im Innenministerium angesprochen, die Politiker sehen aber keine Notwendigkeit für Änderungen. Dabei würde eine Dienstfreistellung oder Entgeltfortzahlung für Freiwillige Feuerwehrleute die Schlagkraft des Katastrophendienstes erhöhen, da wir mehr Leute hätten und besser planen könnten.
STANDARD: Noch im Dezember 2012 unterstützten ÖVP und SPÖ den Plan einer Entgeltfortzahlung. Was ist geschehen?
Kern: Diese Informationen hatte ich auch nur aus den Medien. Ich weiß aber, dass der Bundeskanzler vor den Wahlen den Feuerwehren mehr Geld versprochen hat. Ich hoffe, dass er sich noch daran erinnern kann.
STANDARD: Welches Angebot können Sie Arbeitgebern machen? Warum sollten diese auf Mitarbeiter verzichten?
Kern: Viele Arbeitnehmer verzichten bereits freiwillig auf ihre Mitarbeiter im Katastrophenfall. Das muss honoriert werden, da ist die Entgeltfortzahlung aber nur eine Idee. Künftig wollen wir mit erweiterten Vorschlägen in neue Verhandlungen gehen.
STANDARD: Wie oft müssten Arbeitgeber auf ihre Angestellten, die bei der Freiwilligen Feuerwehr sind, denn im Durchschnitt verzichten?
Kern: Wir haben die Einsätze des Katastrophenhilfsdienst in den vergangenen Jahren erhoben und sind auf eine durchschnittliche Zahl von zwei Einsätzen im Jahr pro Bundesland gekommen. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber nicht oft auf den Mitarbeiter verzichten müsste. Die Feuerwehr könnte mit einem Rotationsprinzip arbeiten und die Kräfte im ein- bis zwei Tagesrhythmus austauschen.
STANDARD: Die Freiwilligenmesse trägt das Motto "Migranten in der Freiwilligenarbeit". Macht die Feuerwehr gezielt Werbung für diese Bevölkerungsgruppe?
Kern: Wir machen allgemein Werbung für den Dienst bei der Feuerwehr. Bei uns ist jeder willkommen, der sich beteiligen will und an die Spielregeln hält. (Bianca Blei, DER STANDARD, 12./13.10.2013)