Josef Mayrhauser: "Für die Einheimischen muss man separate Wege beschreiten. Etwa über Flächenwidmungen."

Foto: Gemeinde Nußdorf

STANDARD: Nußdorf hat fast ein Drittel mehr Zweitwohn- als Hauptwohnsitze. Fluch oder Segen?

Mayrhauser: Weder noch; es ist am Attersee einfach Tradition, dass sich Reiche im Sommer ansiedeln. Speziell heuer im heißen August hätten wir Wohnungen verkaufen oder vermieten können Ende nie. Wir profitieren von diesen Prominenten.

STANDARD: Diese Besitzer von Zweitwohnsitzen treiben aber die Immobilienpreise permanent in die Höhe?

Mayrhauser: Das ist Angebot und Nachfrage.

STANDARD: Kommen Sie als Bürgermeister nicht in die Zwickmühle, dass die Einheimischen bei den Angeboten nicht mehr mitkönnen und wegziehen?

Mayrhauser: Ja, deshalb muss man für die Einheimischen separate Wege beschreiten. Etwa über Flächenwidmungen. Da gibt es in der Raumordnung einen Ausweichparagrafen bei öffentlichem Interesse. Der kam zur Anwendung, als zehn Nußdorfer Familien einen Grund für Eigenheime suchten. Die Gemeinde bot einem Grundbesitzer eine rasche Umwidmung quasi als gemeinnützige Widmung in Bauland an, worauf dieser den Grund für 60 Euro pro Quadratmeter verkaufte – natürlich lagen die Parzellen nicht in der ersten Reihe Seeufer.

STANDARD: Ist es nicht auch ein Problem, dass viele Zweitwohnungen die meiste Zeit im Jahr leerstehen und die Gemeinden dafür die Infrastruktur stellen müssen? Wäre eine Abgabe nicht vernünftig?

Mayrhauser: Sicherlich, es gibt diese Zweitwohnsitzinhaber-Gesetze in Tirol und Salzburg. Aber schauen Sie einmal in den oberösterreichischen Landtag. Da haben wahrscheinlich 50 Prozent der Abgeordneten im Mühlviertel oder im Salzkammergut eine Zweitwohnung. Deshalb sind sich die Fraktionen einig, dass diese Abgabe in Oberösterreich nicht kommt. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 12.10.2013)