Der Autounfall sorgt für heftige Diskussionen und Spekulationen in Italien, wo die Polemik rund um den G-8-Gipfel weiterhin für politische Spannungen sorgt. Der Rechtsanwalt Placanicas, Vittorio Colosimo, schloss nicht aus, dass sein Mandant Opfer einer Sabotage sein könnte. "Placanica hatte den Verdacht, dass jemand sein Auto kontrolliere", so der Rechtsanwalt. Laut Placanica sei das Auto auf unbegreifliche Weise außer Kontrolle geraten. "Das Lenkrad reagierte plötzlich nicht mehr", so der Rechtsanwalt, der Experten beauftragt hat, den Wagen zu überprüfen.
Fünf verschiedene Versionen
Der Vater des erschossenen Globalisierungskritikers, Giuliano Giuliani, vermutet, das Placanica Opfer eines Attentats sei. "Placanica kennt die Wahrheit um den Mord meines Sohnes. Er sollte endlich die Wahrheit sagen, er schwebt in Lebensgefahr. Um die Hintergründe des Mordes ist viel Unwahres erzählt worden. Placanica hat fünf verschiedene Versionen erzählt, doch keine ist klar", betonte Giuliani. Der Polizist hatte in den vergangenen Wochen öfters erklärt, "Racheaktionen" zu befürchten.
In Kreisen der Globalisierungskritiker vermutet man, dass Placanica gezwungen worden sei, die Hintergründe der Tat zu verschweigen, um die Polizei nicht unter Druck zu setzen, die von der Linken für die schweren Krawallen in Genua verantwortlich gemacht wird. Die Rechte vermutet dagegen, dass Placanicas Auto von Globalisierungskritikern aus Rache sabotiert worden sei.
Freispruch
Placanica war im Mai vom Vorwurf des Mordes freigesprochen worden, weil er laut Richtern aus Notwehr auf den Globalisierungskritiker geschossen hatte, der mit anderen vermummten Demonstranten mit einem Feuerlöscher in der Hand sein Polizeiauto gestürmt hatte. Die Familie Giuliani und die Sprecher der italienischen Anti-Globalisierungs-Bewegungen hatten verbittert auf diesen Freispruch reagiert.
Mit Absicht Feuer eröffnet
"Mit diesem Beschluss wird die Polizei von jeglicher Verantwortung für die schweren Krawalle in Genua entlastet", hatte der Chef der italienischen No Global-Bewegung, Vittorio Agnoletto, betont. Seiner Ansicht nach habe Giulianis Mörder mit Absicht das Feuer auf den Demonstranten eröffnet, ohne vorher vorschriftsgemäß in die Luft zu schießen. Laut dem Rechtsanwalt der Familie Giuliani, Giuliano Pisapia, habe sich das Opfer nicht so bedrohlich verhalten, dass dies den tödlichen Schuss in den Kopf gerechtfertigt hätte.
Rückendeckung durch Berlusconi