London - Ein Ritualmord an einem Buben schockiert die Briten. Die Polizei glaubt, dass solche Verbrechen in Europa zunehmend Verbreitung finden. Scotland Yard alarmierte Polizeiexperten in Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland.

Die britische Polizei ist bei den Ermittlungen zur rituellen Tötung eines nigerianischen Buben vor knapp zwei Jahren möglicherweise einer Mordserie auf der Spur. Dem Kind, von der Polizei Adam genannt, waren Kopf, Arme und Beine abgetrennt worden. Die Ehefrau eines Anfang Juli verhafteten Nigerianers soll den Ermittlern nun erklärt haben, ihr Mann habe elf Kinder getötet. Im Namen eines dämonischen Kultes, den der 37-Jährige aus seiner Heimat nach Deutschland und Großbritannien brachte, habe er auch ihre älteste gemeinsame Tochter umgebracht.

Muti-Morde

Bei den angesprochenen Praktiken soll es sich um so genannte Muti-Morde handeln. Bei diesem afrikanischen Ritual werden die Körperteile bei "Hexenzauber-Zeremonien" zur Herstellung von angeblich besonders wirksamer Geheimmedizin genutzt.

Der verdächtige Nigerianer war am 2. Juli aufgrund eines deutschen Haftbefehls in Dublin festgenommen worden. Er soll einer Bande angehören, gegen die in Deutschland ermittelt wird. Diese Bande soll Hunderte, vielleicht Tausende Kinder von Afrika nach Großbritannien geschmuggelt haben, wo sie als Sklavenarbeiter oder in der Sexindustrie missbraucht werden.

Insgesamt wurden zehn Männern und elf Frauen festgenommen, vorwiegend Nigerianer. Sie könnten auch Adam auf die britische Insel geschleust haben. Der Torso des vier- bis siebenjährigen Buben wurde im September 2001 unter der Tower Bridge gefunden. (AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2003)